Messerangriff in Aschaffenburg erschüttert Stadt
Ermittlungen laufen zu einem tödlichen Messerangriff in Aschaffenburg. Ein 28-jähriger Afghane tötete zwei Personen, weitere verletzt. Motiv unklar.
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Messerangriff von Aschaffenburg Suche nach Tatmotiv
Added on 01/27/2025
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Speaker 1: In Aschaffenburg suchen die Ermittler weiter nach dem Motiv für den tödlichen Messerangriff. Ein tatverdächtiger 28-jähriger Afghane soll gestern im Schöntalpark der bayerischen Stadt eine Kindergartengruppe angegriffen haben. Ein 2-jähriger Junge marokkanischer Herkunft und ein 41-jähriger Deutscher wurden getötet. Drei weitere Menschen verletzt. Der mutmaßliche Angreifer wird heute einem Haftrichter vorgeführt. Der Mann war bereits wegen früherer Gewalttaten aufgefallen. Er wurde deshalb psychisch behandelt. Gestern Abend hat Bundeskanzler Scholz mit den Chefs der Sicherheitsbehörden über den Fall beraten. Details wurden bislang nicht bekannt.

Speaker 2: Der Tatort im Park Schöntal im Zentrum von Aschaffenburg. Anwohner haben sich spontan zu einem Gedenken an die Opfer der Bluttat versammelt. Zwei Tote, unter ihnen ein Kleinkind. Das Entsetzen ist groß.

Speaker 3: Wir sind total erschüttert, schon heute Mittag, wenn wir die Nachrichten empfangen haben, über Rundfunk oder Fernsehen. Wir wohnen ja hier ganz in der Nähe. Es ist total dramatisch, furchtbar. Man fühlt sich total schlecht.

Speaker 2: Mit einem Küchenmesser hatte ein 28-jähriger Afghane völlig unvermittelt eine Kindergartengruppe angegriffen und dabei einen 2-jährigen Jungen und einen 41-jährigen Mann getötet.

Speaker 4: Wir gehen gegenwärtig davon aus, dass dieser Mann zum Schutz der anderen Kinder mutig eingeschritten ist, sich gegen den Täter gewarnt hat und dann von diesem Täter selbst tödlich verletzt wurde.

Speaker 2: Drei weitere Menschen wurden verletzt, zwei von ihnen schwer. Lebensgefahr besteht mittlerweile aber nicht mehr. Der verdächtige Afghane konnte kurz nach der Tat festgenommen werden. Er war laut Hermann ausreisepflichtig. Es habe ein sogenanntes Dublin-Verfahren gegeben, das aber nicht zeitgerecht abgeschlossen werden konnte. Vor rund anderthalb Monaten habe der Mann den Ausländerbehörden seine freiwillige Rückkehr nach Afghanistan angekündigt.

Speaker 4: Daraufhin hat das BAMF am 11.12. das Asylverfahren endgültig eingestellt und den Betroffenen zur Ausreise aufgefordert.

Speaker 2: Bundeskanzler Scholz erklärte, ich bin es leid, wenn sich alle paar Wochen solche Gewalttaten bei uns zutragen, von Tätern, die eigentlich zu uns gekommen sind, um Schutz zu finden. Aus den gewonnenen Erkenntnissen müssen sofort Konsequenzen folgen. Es reicht nicht zu reden.

Speaker 5: Das bewegt uns, das beschwert uns, das erfordert politische klare Antworten. Wir werden darüber sprechen müssen, sobald die Umstände dieser schrecklichen Tat aufgeklärt sind.

Speaker 2: Das Tatmotiv ist noch nicht abschließend geklärt. Nach ersten Erkenntnissen soll der Verdächtige aber schon mindestens dreimal wegen Gewalttaten aufgefallen sein. Laut Hermann sei er deswegen in psychiatrischer Behandlung gewesen.

Speaker 4: Die Polizei wird in den nächsten Tagen die Hintergründe, was ist das Motiv, wie kam es zu dieser schrecklichen Tat, weiter aufklären. Im Moment geht die Mutmaßung sehr stark in Richtung seiner offensichtlich psychischen Erkrankungen. Eine erste Durchsuchung seiner Räume, dem Wohnraum, in dem er untergebracht war, in der Asylbewerberunterkunft, hat keinerlei Hinweise auf eine radikale islamistische Gesöhnung gebracht.

Speaker 2: Mit einem Trauergottesdienst will die Stadt Aschaffenburg der Opfer gedenken.

Speaker 1: Und über den Messeangriff in Aschaffenburg hat tagesdem Moderator Helge Fußt mit Ahmad Mansour gesprochen. Er ist Psychologe und Experte für Migration.

Speaker 6: Guten Abend, Herr Mansour. Guten Abend. Täuschter Eindruck oder gibt es immer mehr Migranten mit psychischen Erkrankungen und dadurch auch mehr Gewalttaten?

Speaker 7: Also die Kriminalstatistik ist sehr eindeutig, auch was Messerattacken angeht, was Gewalttaten angeht. Und wir haben hier mit einem strukturellen Problem zu tun. Natürlich könnte auch Trauma eine Rolle spielen. Aber trotzdem, die Zahl an Menschen, die bei uns Schutz suchen und von denen unsere Gesellschaft geschützt werden muss, ist überproportional und dazu muss die Politik eine Antwort finden.

Speaker 6: Aber die, die zu uns gekommen sind, schauen wir darauf, werden die Menschen, die nach Deutschland kommen, aus Afghanistan, aus Syrien, aus anderen Kriegs- und Krisengebieten, die also vieles durchgemacht haben, werden die hierzulande überhaupt ausreichend begleitet?

Speaker 7: Also das, was sie gemacht haben, ist keine Rechtfertigung vor Gewalttaten. Und trotzdem ist die Antwort auf Ihre Frage nein, denn die Ressourcen sind sehr begrenzt. Suchen Sie mal in Berlin oder in Frankfurt einen Psychologen, da werden Sie monatelang warten. Und dann einen Psychologen, der eine Fremdsprache spricht, ist es nochmal schwieriger. Die Leute zu begleiten, ihnen eine Perspektive zu geben, ihnen überhaupt aufzuklären, was bedeutet eigentlich Integration, was bedeutet anzukommen emotional in eine Wertegesellschaft, ist kaum vorhanden. Und dazu müssen wir die grundsätzliche Frage stellen, wie viel können wir gut aufnehmen und gut integrieren pro Jahr? Und welche Leute sind einfach nur Zahlen, die zu uns kommen und dann im Stich gelassen werden in diese Gesellschaft? Und von denen geht dann auch Gefahr für die anderen.

Speaker 6: Und wenn wir dann auf diesen Attentäter und das, was wir bisher wissen, schauen, dieser Attentäter in Aschaffenburg war anscheinend in psychiatrischer Behandlung und hatte sogar eine angeordnete Betreuung, weil er mehrfach durch Gewalttaten aufgefallen war. Man hat sich also einerseits um ihn gekümmert und zugleich kommt die Frage auf, weshalb war der auf freiem Fuß?

Speaker 7: Das ist eine Frage, die andere beantworten müssen, aber trotzdem begleitet und betreut werden ist nicht gleich, dass die Probleme einfach auch aus der Welt sind, sondern brauchen wir viel, viel mehr. Ich bin auch dafür, dass wir über ein Register für psychisch kranke Gewalttäter, ich bin dafür, dass wir anfangen darüber nachzudenken, was bedeutet eigentlich Menschen aufzunehmen, die psychisch krank sind? Wie lange müssen wir sie begleiten? Was brauchen sie überhaupt? Und ich muss auch sehr deutlich sagen, psychisch krank ist keine Rechtfertigung für Gewalt. Das heißt, es kommen noch andere Faktoren dazu, wie Sozialisation, wie Kultur, wie Ideologien, die dann explosiv werden und dann zu Straftaten oder zu Gewalttaten führen können.

Speaker 6: Wenn diese Maßnahme ergriffen würde, die Sie gerade ansprechen, und das bräuchte viel mehr Geld, viel mehr Investitionen sicherlich, wäre dann überhaupt sozusagen die Anzahl der Gewalttaten, wäre die kurzfristig zu ändern oder ist das ohnehin eine langfristige Entwicklung, die eben lange Zeit bräuchte?

Speaker 7: Eine langfristige Veränderung kann nur kommen, wenn wir unterschiedliche Maßnahmen auf unterschiedlicher Ebene betreiben, wenn wir die irreguläre Migration massiv begrenzen und wenn wir die Menschen, die bei uns sind oder zu uns zukünftig kommen, gut begleiten. Wenn wir identifizieren, wo sind die Probleme und die Herausforderungen und Konzepte dazu entwickeln. Das wird nicht morgen oder obermorgen passieren, sondern kann nur langfristig irgendwie funktionieren. Und wenn es nicht funktioniert, sind die Tragweiten in der politischen Diskussion, in der Wahrnehmung der Menschen in Deutschland viel, viel, viel größer, als man gerade wahrscheinlich denkt, was auf uns zukommt, wenn noch ein, zwei solche Taten in Deutschland stattfinden.

Speaker 6: Herr Ahmed Mansour, vielen Dank. Sehr gerne. Vielen Dank.

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