Speaker 1: Bei einem russischen Angriff auf Kiew sind ukrainischen Angaben zufolge mindestens drei Menschen getötet worden. Es habe drei Verletzte gegeben. Es sollen ballistische Raketen zum Einsatz gekommen sein. Die Opfer wurden von herabfallenden Trümerteilen getroffen. Eine U-Bahn-Station nahe dem Stadtzentrum wurde beschädigt und vorübergehend geschlossen. Sie liegt neben einer Rüstungsfabrik, die schon mehrfach Ziel russischer Angriffe war. Und für uns vor Ort ist Birgit Virnig. Wir haben es gerade schon gehört. In Kiew wurden ja wohl mindestens drei Menschen infolge eines russischen Angriffs getötet. Wie ist denn der aktuelle Stand? Was weißt du darüber?

Speaker 2: Damen und Herren, im Augenblick geht man von vier Menschen aus. Zwei Menschen sind bei diesem Angriff gestern Abend in ihren Autos verbrannt. Also wir sehen hier hinter mir die Zerstörung. Da ist ein Büroturm getroffen worden. Unweit von der von dir beschriebenen Rüstungsfabrik. Es ist, dass das Bemerkenswerte dabei ist, dass es gestern Abend keinen Alarm gegeben hat. Es hat in der Nacht mehrmals Alarm gegeben, aber dann so in den frühen Morgenstunden nicht. Und ganz Kiew, muss man sagen, hat diesen Aufprall, diese Detonation, diese Explosion hier gespürt. Und das hat natürlich die Menschen jetzt sehr, sehr verunsichert, warum es keinen Alarm gab. Weil das funktioniert ja hier in der Ukraine sehr, sehr gut und vor allem auch hier in der Hauptstadt Kiew. Viele Menschen fragen sich warum. Also die Erklärung, die im Augenblick im Raum steht, ist, dass es sich hierbei um ballistische Iskander-Raketen gehandelt hat. Die noch dazu sehr tief flogen. Das ist offiziell jetzt noch nicht bestätigt worden, aber in den sozialen Medien und auf Telegram-Kanälen wird das jetzt gerade heftig diskutiert. Und auch mit den Menschen, mit denen wir hier gesprochen haben. Also es hat zu einer sehr großen Verunsicherung geführt und auch dazu geführt, in den frühen Morgenstunden waren kaum Menschen auf den Straßen. Ich war schon sehr früh unterwegs heute Morgen. Das war bemerkenswert für einen Samstagmorgen und das liegt daran, dass die Leute wirklich verunsichert waren. Weil dieses System mittlerweile, diese ständigen Angriffe und der Alarm, der dann kommt, das funktioniert eigentlich eben sehr gut.

Speaker 1: Ja und es verunsichert wahrscheinlich auch total, dass die Kämpfe einfach weitergehen. Hat denn dieser Zeitpunkt jetzt eine besondere Bedeutung?

Speaker 2: Ja, hier in Kiew geht man davon aus, dass es natürlich diese paar Tage vor der Inauguration, also dem Amtsantritt von Donald Trump in Washington, dass die russische Seite einfach nochmal Stärke zeigen will. Man will natürlich eine gute Verhandlungsbasis, weil auch in Russland geht man natürlich davon aus, dass Trump seine Versprechen jetzt hier wahr machen will, eben diesen Krieg schnell zu beenden. Das ist natürlich auch im Interesse der Ukrainer. Natürlich wollen die Ukrainer Frieden. Davon muss man ausgehen. Aber natürlich hängt auch hier große Sorge in der Luft. Die Leute fragen sich, was das jetzt alles bedeutet, denn ein aufobdruierter Frieden, den wird man natürlich nicht akzeptieren. Man will Sicherheitsgarantien. Also das ist ein Thema, was hier ganz stark auch diskutiert wird in den letzten Wochen. Hier ist natürlich die Sorge groß und steigt noch mit jedem Tag, was das jetzt alles bedeutet. Wird Amerika die Ukraine auch weiterhin schützen und unterstützen, eben auch mit Waffen? Das sind alles Fragen, die hier im Raum stehen und natürlich vor diesem Hintergrund finden diese Angriffe statt.

Speaker 1: Und was würdest du sagen, wie ist im Moment allgemein die Lage in der Ukraine und auch bei der Bevölkerung?

Speaker 2: Also natürlich ist an der riesen Front, der 1200 Kilometer langen Front, steht die Ukraine an vielen Orten wirklich unter Druck. Wir hören hier hinter mir jetzt auch, im Augenblick laufen die Sicherheitsarbeiten, die Rettungsarbeiten weiter. Also man versucht hier diese Gebäude leer zu räumen, damit der Wind nicht noch irgendwelche Trümmerteile herauswehen könnte. Also an der Front steht die Ukraine weiterhin unter Druck, vor allem im Osten, in Donbass in der Nähe von Pokrovsk. Dort ist ja ein Eisenbahnknotenpunkt, den die Russen jetzt erobern wollen. An diesem Eisenbahnknotenpunkt wird die ukrainische Armee auch versorgt. Der ist also sehr, sehr wichtig, strategisch wichtig für die ukrainischen Streitkräfte. Den versuchen die Russen schon seit Wochen und Monaten jetzt zu erobern. Eigentlich seit September ist die Lage dort sehr prekär, aber auch an anderen Orten rund um Charkiv. Dort kann man allerdings eine gewisse Erleichterung feststellen durch die Offensive der Ukrainer auf russischem Boden in der Nähe von Kursk. Hat es weniger Angriffe jetzt auf die Großstadt Charkiv im Nordosten der Ukraine, etwa 23 Kilometer von der russischen Grenze entfernt, gegeben?