Waffenruhe im Gazastreifen: Fortschritte und Zweifel
Die Haltung der Waffenruhe im Gazastreifen ermöglicht humanitäre Hilfe. US-Präsident Trump ist skeptisch. Neue Entwicklungen beeinflussen die Region.
File
Waffenruhe in Nahost Mehr Hilfslieferungen im Gazastreifen
Added on 01/27/2025
Speakers
add Add new speaker

Speaker 1: Die Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump hat ein wenig den Blick auf die Entwicklungen im Nahen Osten verstellt. Die Waffenruhe im Gazastreifen ist ja seit Sonntag in Kraft und scheint zu halten. Und offenbar halten sich auch beide Seiten an die Vereinbarungen. So ist inzwischen mehr humanitäre Hilfe in das Palästinenser-Gebiet gelangt. Nach Angaben der zuständigen UN-Organisation haben allein gestern mehr als 900 Lastwagen mit Hilfsgütern den Gazastreifen erreicht. Inzwischen ist auch bekannt, dass am kommenden Wochenende weitere israelische Geiseln freikommen sollen. Die Amaz bestätigte den Termin. Im Gegenzug sollen dann auch wieder palästinensische Häftlinge entlassen werden. Nachgefragt nun bei Christian Limpert in Tel Aviv. Christian, wie ist denn die Lage vor Ort? Hält die Waffenruhe?

Speaker 2: Ja, die Waffenruhe hält. Es gibt keine Meldungen mehr über Kampfhandlungen. Wir hatten ja kurz vor Beginn der Waffenruhe noch einmal massive israelische Luftangriffe im Gazastreifen beobachtet. Mit Blick darauf kann man sagen, es ist ruhig. Die Waffenruhe, die Feuerpause hält. Gleichzeitig, es wurde gerade angesprochen, erreicht mehr humanitäre Hilfe den Gazastreifen mit 900 Lkw. So viel wie seit Beginn des Krieges nicht mehr. Und die ersten Vereinbarungen sind auch erfüllt. Die Hamas hat am Sonntag drei weibliche Geiseln freigelassen im Austausch für 90 palästinensische Gefangene. Also Häftlinge in israelischen Gefängnissen. Das waren Frauen und minderjährige Palästinenserinnen, junge Palästinenser, die aus der Haft entlassen wurden.

Speaker 1: Nun hat ja der neue amerikanische Präsident Trump Zweifel am Bestand der Waffenruhe zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen. Er sei nicht zuversichtlich, heißt es da. Welche Rolle spielt denn der neue US-Präsident mit Blick auf den Konflikt?

Speaker 2: Generell spielt die US-Politik eine zentrale, eine entscheidende Rolle. Und damit auch die Politik, die Außenpolitik und die Prioritäten, die Donald Trump legen und setzen wird. Grundsätzlich blicken wir auf die Waffenruhe. Es wurde ja zunächst mal diese erste Phase vereinbart. 42 Tage, in denen insgesamt 33 israelische Geiseln freikommen sollen im Austausch für etwa 1900 palästinensische Häftlinge oder Gefängnisinsassen in Israel. Und in dieser Zeit soll ein erster Rückzug des israelischen Militärs stattfinden. Entscheidend ist, wie es weitergeht. Man möchte sich in diesen 42 Tagen zusammensetzen und verhandeln über eine zweite Phase. Das heißt über einen weiteren Austausch von den noch 60 verbleibenden Geiseln gegen weitere Gefangenen, über einen weiteren Rückzug des Militärs. Und dann über einen langfristigen Waffenstillstand mit der Frage, wer Gaza regieren wird. Und das sind große Streitthemen. Da waren auch Beobachter schon vorher skeptisch, dass man sozusagen in diese Phase 2 und Phase 3 kommen wird. Und genau das hat Donald Trump nun auch so geäußert. Er sei nicht zuversichtlich. Oder er hat gesagt, die Waffenruhe könnte in Phase 2 oder Phase 3 nicht mehr halten. Wie oft bei ihm ist es unklar, ob er hier Druck aufbauen möchte oder ob er tatsächlich davon ausgeht, dass die Waffenruhe nicht mehr hält.

Speaker 1: Dennoch sollen ja am Samstag weitere Hamas-Geiseln und auch weitere palästinensische Häftlinge freigelassen werden. Weiß man da schon, wer das sein wird und wie viele es sein werden?

Speaker 2: Also vorab hier, wir gehen davon aus, dass diese vereinbarten 42 Tage möglicherweise halten werden, die Waffenruhe und dass dieser Austausch auch weitergeht. Das heißt pro Woche etwa drei bis fünf israelische Geiseln gegen weitere palästinensische Häftlinge. Für das Wochenende ist der nächste Austausch angekündigt. Heute melden israelische Medien, dass die Hamas die Freilassung der nächsten drei Geiseln wohl auf Sonntag verschieben will oder wird. Gleichzeitig ist vor wenigen Minuten ebenfalls in israelischen Medien gemeldet worden, dass es sich dabei um drei weitere Frauen handeln soll. Mehr ist Stand jetzt dazu nicht bekannt. Wir alle gehen davon aus, dass am kommenden Wochenende der nächste Austausch stattfindet.

Speaker 1: In einer anderen Region, dem Westjordanland, sollen israelische Siedler Palästinenser angegriffen haben. Was ist darüber bekannt?

Speaker 2: Das ist bestätigt. Das ist der Ort Funduk im von Israel besetzten Westjordanland, ein Ort, in dem es immer wieder Ausschreitungen gibt. Hier liegt eine israelische Siedlung sehr nah an diesem palästinensischen Ort. Es waren rechtsextreme, radikale jüdische Siedler, die dort in der Nacht Autos angezündet haben, Häuser angezündet haben. Israelische Sicherheitskräfte kamen relativ spät erst dazu. Es gab dann Krawalle in dem Ort. Und im Rahmen dieser Krawalle haben die israelischen Sicherheitskräfte geschossen und dabei zwei der Siedler getötet. Gleichzeitig wurden, das melden palästinensische Medien und palästinensische Rettungsorganisationen, zwölf Palästinenser verletzt. Interessant ist, dass dies quasi zeitgleich stattgefunden hat mit einer Aussage Donald Trumps, wonach er Sanktionen gegen rechtsextreme oder radikale jüdische Siedler im Westjordanland zurücknehmen möchte. Und das ist das, was viele Beobachter hier befürchten, dass die Gewalt, die Siedlergewalt gegen Palästinenser im von Israel besetzten Westjordanland massiv zunehmen wird. Was wir heute Morgen auch hören aus dem Westjordanland ist, dass das israelische Militär dort neue Checkpoints errichtet. Das heißt, die Bewegungsfreiheit der Palästinenser dort weiter massiv einschränkt.

Speaker 1: Und wie nimmst du ganz allgemein so die Stimmung in der Bevölkerung seit der vergangenen Woche wahr?

Speaker 2: Wir können ja zuerst mal für uns vor allem in Israel bewegen. In den Gazastreifen können wir als Journalisten nach wie vor nicht einreisen. Hier in Israel merke ich zunächst mal, dass der Betrieb, der tagesaktuelle Betrieb wieder vollständig bei 100 Prozent ist. Die Straßen sind voll. Wir haben wieder den Stau, den wir vor dem 7. Oktober hatten. Das heißt, hier ist wieder normaler Berufsalltag. Und ja, die Menschen hier sind gespaltener Meinung. Sie alle haben mitgefiebert, als die Geiseln freigekommen sind. Aber wenn es dann um die Gegenleistung geht, nämlich um das Freilassen palästinensischer Häftlinge oder um das Fortbestehen der Waffenruhe, um den Eintritt in Phase 2, sind sich viele hier uneinig. Manche sagen, der Krieg muss gegen die Hamas fortgeführt werden. Andere Stimmen sagen, es geht nur mit einem langfristigen Waffenstillstand. Es geht nur, wenn der Krieg im Gazastreifen beendet wird. Nur dann wird auch Israel zur Ruhe kommen. Also ich empfinde es als ein erstes Aufatmen, Durchatmen und mit Blick auf die nächsten Wochen und die politischen Entscheidungen, da sind sich die Israelis sehr uneinig.

Speaker 1: Dankeschön nach Tel Aviv. Christian Limpert. Untertitel der Amara.org-Community

ai AI Insights
Summary

Generate a brief summary highlighting the main points of the transcript.

Generate
Title

Generate a concise and relevant title for the transcript based on the main themes and content discussed.

Generate
Keywords

Identify and highlight the key words or phrases most relevant to the content of the transcript.

Generate
Enter your query
Sentiments

Analyze the emotional tone of the transcript to determine whether the sentiment is positive, negative, or neutral.

Generate
Quizzes

Create interactive quizzes based on the content of the transcript to test comprehension or engage users.

Generate
{{ secondsToHumanTime(time) }}
Back
Forward
{{ Math.round(speed * 100) / 100 }}x
{{ secondsToHumanTime(duration) }}
close
New speaker
Add speaker
close
Edit speaker
Save changes
close
Share Transcript