Aschaffenburg Attack: Emotional Reactions and Policy Debate
Following the tragic Aschaffenburg attack, officials express grief and debate intensifies over immigration policy and system failures.
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Messerangriff in Aschaffenburg Debatte über Konsequenzen
Added on 01/27/2025
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Speaker 1: Der Schöntalpark in der Innenstadt von Aschaffenburg ist ein Ort der Trauer. Stofftiere und Kerzen erinnern an die Messerattacke, bei der gestern zwei Menschen getötet worden waren, unter ihnen ein Kleinkind. Oberbürgermeister Herzing besuchte den Tatort heute früh. Auch er zeigte sich erschüttert und sagte wörtlich, ich fühle als wäre mein eigenes Kind gestorben. Bundesinnenministerin Faeser von der SPD will sich in den nächsten Minuten zu dem Fall in Aschaffenburg äußern. Sie sehen das schon eingeblendet bei uns. Wir schalten dort live zur Pressekonferenz, sobald das Statement beginnt. Erste Ermittlungen in Aschaffenburg haben ergeben, der tatverdächtige 28-jährige Afghane war schon früher mit Gewalttaten aufgefallen und hätte

Speaker 2: Deutschland verlassen müssen. Trauer am Tag nach der Gewalttat. Am Tatort in Aschaffenburg legen sie Kränze nieder und gedenken der Opfer. In seiner Rede zeigte sich Oberbürgermeister Herzing erschüttert und rief dazu auf, keine Spekulationen über Tat und Täter anzustellen.

Speaker 3: Wir können und dürfen die Tat eines Einzelnen niemals einer gesamten Bevölkerungsgruppe anrechnen, auch wenn wir wütend sind und Rachegedanken haben. Bitte lassen Sie uns alle besonnen bleiben und zusammenhalten.

Speaker 2: Die Polizei sichert auch heute noch Spuren und befragt Augenzeugen. Der tatverdächtige 28-jährige Afghane soll am Nachmittag einem Haftrichter vorgeführt werden. Den zahlreichen Menschen, die gestern den Messerangriff auf eine Gruppe von Krippenkindern hatten ansehen müssen, sagte der bayerische Innenminister Unterstützung zu.

Speaker 4: Wir haben gestern sofort mit der entsprechenden psychischen, seelischen Betreuung all der Augenzeugen und der Kinder begonnen.

Speaker 2: Laut Hermann werde jetzt analysiert, warum der Tatverdächtige noch nicht ausgereist war. Und auch der Ruf nach politischer Aufarbeitung wird lauter.

Speaker 1: Sie sehen es bei uns schon eingeblendet. Bundesinnenministerin Faeser von der SPD will sich in den nächsten Minuten zum Fall Aschaffenburg äußern. Wir schalten live nach Berlin, sobald das Statement beginnt. Während in Aschaffenburg die Ermittlungen laufen und auch die Suche nach einem Tatmotiv, fordern erste Politiker rechtliche Konsequenzen. Der Kanzlerkandidat der Union Merz kündigte eine Verschärfung des Asyl- und Aufenthaltsrechts an, für den Fall, dass er Kanzler wird. Auch die deutschen Grenzen will er dann schließen, so die Ankündigung. Und FDP-Fraktionschef Dürr will eine Sonderkonferenz der Innenminister. Und jetzt beginnt die Pressekonferenz von Bundesinnenministerin Faeser. Wir schalten jetzt direkt live nach Berlin.

Speaker 5: Aschaffenburg, zu der sie sich äußern wird jetzt und zu möglichen Konsequenzen nach der Tat. Und anschließend steht sie für ihre Fragen zur Verfügung.

Speaker 6: Ja, meine Damen und Herren, auch von mir ein herzliches Willkommen. Die furchtbare Gewalttat in Aschaffenburg ist erschütternd. Es kann nichts Schlimmeres und Schrecklicheres geben, als das eigene Kind durch ein furchtbares Verbrechen zu verlieren. Unser tiefes Mitgefühl gilt daher den Eltern und der ganzen Familie des getöteten Kindes. Unser tief gefühltes Beileid gilt natürlich auch der Familie des Mannes, der so beherzt eingegriffen hat, dabei sein Leben verloren hat, aber damit andere Kinder geschützt hat und damit Leben gerettet hat. Deswegen denke ich in diesen schweren Stunden auch an seine Familie und sende mein tiefes Beileid. Den Schwerverletzten wünsche ich von Herzen, dass sie bald wieder vollständig genesen. Ich habe mit dem Oberbürgermeister von Aschaffenburg, Jürgen Herzing, gesprochen. Wir trauern mit der Stadt Aschaffenburg, mit den Familien, mit allen, die diese schmerzliche Tat erleiden mussten. Der Bundeskanzler und ich haben gestern Abend unmittelbar mit den Sicherheitsbehörden beraten, was aus dieser furchtbaren Tat folgt. Die weitere Aufklärung muss jetzt schnell zeigen, warum dieser Täter noch in Deutschland war und wie mit ihm trotz seiner vorherigen Gewalttaten durch die Polizei und Justiz vor Ort umgegangen wurde. Die bayerischen Behörden müssen erklären, warum der Täter trotz mehrfacher Gewaltdelikte noch auf freiem Fuß war. Offenbar sind in Bayern dort auch einige Dinge schiefgelaufen. Deshalb finde ich jetzt auch die Reaktion der Bayern befremdlich. Es ist richtig, dass der bayerische Innenminister angekündigt hat, zu prüfen, wie konsequenter gegen psychisch kranke Gewalttäter vorgegangen werden kann. Das ist im Landesrecht geregelt. Zuständig sind die Landesbehörden und die Justiz. Die Länder und auch der Bund arbeiten auf der Innenministerkonferenz intensiv daran, diesem Problem zu begegnen. Dieser Fall zeigt leider erneut, dass das bitter nötig ist. Dass ein Mensch, der in Deutschland Schutz gefunden hat, eine solche Tat verübt, macht uns alle wütend. Und das nehmen wir nicht hin. Falsch verstandene Toleranz ist hier fehl am Platz. Wir haben die Gesetze massiv verschärft für die Ausweisung von Gewalttätern, für mehr Abschiebung, für mehr Sicherheit im öffentlichen Raum durch Waffenverbote und Kontrollen. Vor allen Dingen haben wir auch den Abschiebegewahrsam verlängert und die Abschiebehaft von drei auf immerhin sechs Monaten. Aber das sage ich auch in aller Deutlichkeit. Dafür muss es auch die entsprechenden Abschiebehaftplätze in den Ländern geben. Es muss, insgesamt folgt aus meiner Sicht daraus, dass es mehr Konsequenz in der Durchsetzung unserer Gesetze geben muss. Der Rechtsstaat muss Härte zeigen. Das umfasst Behörden, Polizei und Justiz. Wir haben als einziger Staat in Europa erstmals seit der Taliban Herrschaft wieder schwere Straftäter nach Afghanistan abgeschoben. Und ich sage ganz deutlich, wir arbeiten intensiv daran, weitere Straftäter nach Afghanistan abzuschieben. In diesem Fall wäre aber schon im Jahr 2023 zuerst eine Abschiebung nach Bulgarien erforderlich gewesen. Denn es ging um einen Dublin-Fall. Bulgarien war nach dem europäischen Recht für das Asylverfahren zuständig. Deutschland wurde erst zuständig, weil dort Fristen verstrichen sind. Aber schon jetzt sehen wir erneut, das Dublin-System funktioniert nicht mehr. Personen müssen ihr Asylverfahren im zuständigen EU-Staat durchlaufen, dort, wo sie eingereist sind. Und damit das gilt, genau deshalb haben wir die Reform des europäischen Rechts erreicht mit dem künftigen gemeinsamen europäischen Migrationsrecht. Das wird das bisherige Dublin-System ersetzen. Und bis dahin fordern wir Dublin Center, übrigens das einzige Bundesland, was damit angefangen hat, ist Hamburg. Und das bringt mehr Härte. Strikte Kontrollen schon in den Außengrenzen, Haft, wenn es erforderlich ist, bessere Verfahren, damit Personen auch wirklich in die zuständigen EU-Staaten überstellt werden. Unsere Gesetzentwürfe zur nationalen Umsetzung liegen dem Bundestag vor. Sie sollten schnellstmöglich beschlossen werden. Wenn jetzt im Wahlkampfmodus von einigen weitgehend faktenfrei argumentiert wird, will ich aber auch noch ganz deutlich sagen, wir haben die irreguläre Migration stark zurückgedrängt. Sie wissen das. Es gab 2024 111.000 Asylgesuche weniger als 2023. Das ist ein Rückgang von 34 Prozent. Wir haben die Abschiebung um 22 Prozent gesteigert. Mehr als 40.000 Zurückweisungen an den Grenzen sind durch unsere Grenzkontrollen bereits erfolgt. Für die Bundesregierung gilt, wir werden weiter mit der notwendigen Härte und konsequent handeln. Es geht ums Handeln, ums Durchsetzen von Recht. Ich kann nur sehr deutlich davor warnen, eine solch furchtbare Tat für Populismus zu missbrauchen. Das nutzt nur den Rechtspopulisten mit ihrer Menschenverachtung. Herzlichen Dank.

Speaker 5: So, dann kommen wir zu Ihren Fragen. Herr Skopje, RTL beginnt.

Speaker 7: Vielen Dank, Philipp Skopje, RTL, NTV. Es ist eine Tat erneut nicht verhindert worden, weil Behörden keine Konsequenzen gezogen haben, warum auch immer. Muss man vielleicht konstatieren, dass einfach zu viele Schutzsuchende im Land sind, sodass Polizei, Ausländerämter, BAMF ihre Arbeit so nicht machen können? Und zweite Frage, haben Sie nach einem der letzten Vorfälle oder jetzt auch mal persönlich über Konsequenzen als Bundesinnenministerin nachgedacht?

Speaker 6: Also, Herr Skopje, erst mal muss man bei, wenn Sie sagen, dass Behörden hier versagt haben, erst mal gucken, wer hat denn hier versagt? Wer hatte hier vor Ort die entsprechenden Kenntnisse? Was lag den Behörden vor? Und es geht darum, dass Recht auch durchgesetzt wird in den entsprechenden Behörden. Das scheint mir das Wichtige. Und ich warne vor dem Rechtspopulismus, jetzt zu sagen, weil zu viele Menschen hier sind. Also das ist doch das, was es jetzt aufzuklären gilt. Und das gilt es überall. Ich habe Ihnen gesagt, was es jetzt braucht aus meiner Sicht, nämlich, dass man gucken muss, woran hat es gelegen? Wer hat wann was gewusst? Das muss man jetzt genau aufklären.

Speaker 5: Die nächste Frage hat Herr Brotbeck, ZDF.

Speaker 8: Ja, vielen Dank. Es gibt ja jetzt Forderungen, Vorschläge aus allen Richtungen. Was erwarten Sie denn jetzt von den Ländern, die ja große Zuständigkeit haben? Und von der Opposition, was zum Beispiel Giyas angeht, was noch im Verfahren ist? Und wie hilfreich ist es, dass das Ganze jetzt in die heiße Phase des Wahlkampfes kommt?

Speaker 6: Herr Brotbeck, für die letzte Frage. Man kann sich das nicht aussuchen, wann solche furchtbar schrecklichen Taten passieren. Aus meiner Sicht ist jetzt ganz entscheidend, dass wir das System, nämlich das gemeinsame Asyl- und Migrationsrecht, was wir in Europa erfolgreich verhandeln konnten, jetzt schnellstmöglich in Deutschland umgesetzt wird. Auch noch mit Frontloading. Das heißt, einzelne Befugnisse schon vorzuziehen. Und dafür bitte ich wirklich noch mal alle Fraktionen im Deutschen Bundestag. Die Bundesregierung hat geliefert. Der Gesetzentwurf liegt vor zur Umsetzung ins nationale Recht. Und das würde schnellstmöglich bessere Handlungsmöglichkeiten gerade bei den gescheiterten Dublin-Fällen bieten. Die Länder, von denen erwarte ich die Durchsetzung des Rechts. Ich erwarte, dass man sich auf den Weg macht, Dublin Center einzurichten. Ich erwarte, dass man aber auch die Abschiebung, für die die Länder zuständig sind, tatsächlich auch funktionieren.

Speaker 5: Die nächste Frage haben Sie hier in der zweiten Reihe.

Speaker 9: Erik Husch, Epoch Times, Frau Feser. Der Herr Merz hat heute Vormittag eine Stellungnahme abgegeben. Und dort sprach er von einer verfehlten Migrationspolitik in den letzten zehn Jahren. Und damit sprach er auch indirekt eine Kritik gegenüber seiner Parteikollegin und damaligen Kanzlerin Angela Merkel aus. Wie sehen Sie die letzten zehn Jahre in der Migrationspolitik, Sicherheitspolitik, auf das Thema irreguläre Migration bezogen?

Speaker 6: Also ich bin davon überzeugt, dass man 2015, 16 schon einige der Maßnahmen, die wir jetzt erst gemacht haben, auch schon hätte durchführen können. Ich will Ihnen ein Beispiel nennen, die Frage der Rückführung, wofür die Länder ja zuständig sind. Wir sind im Boot, was die Frage der Rücknahme anderer Länder betrifft. Dort hätte man schon viel früher an den einzelnen Regelungen arbeiten müssen. Wie wir es jetzt getan haben. Beispielsweise, wo wir auch erleichtert haben, ist, den Ausreisegewahrsam zu verlängern, die Abschiebehaft zu verlängern. Das wären schon frühzeitig, ich glaube, sinnvolle Lösungen gewesen. Und das will ich jetzt gar nicht in irgendeine Richtung sagen. Aber natürlich haben wir in der Europäischen Union auch sehr lange gebraucht, um dieses gemeinsame Asyl- und Migrationspaket hinzubekommen. Ich glaube, es wäre zielführend gewesen, vor zehn Jahren sich schon auf diesen Weg zu begeben, weil es keine nationalen Lösungen gibt, sondern nur europäische. Wir sind in einem europäischen Kontext und diese Rechte gelten. Und ich würde mir wünschen, dass das miteinander anerkannt wird. Und ich würde mir wünschen, dass wir dieser Tage uns auf die Maßnahmen konzentrieren, die wir alle in unseren Arbeitsbereichen tun können, statt dem Rechtspopulisten die immer stärker zu machen.

Speaker 5: So, dann haben Sie die nächste Frage, bitte.

Speaker 10: Meine Frage schließt da an. Herr Merz äußert sich und sagt, dass er keine illegale Einreise mehr zulassen möchte und möchte das an Tag 1 seiner potenziellen Kanzlerschaft umsetzen, egal, wer der Koalitionspartner ist. Würde die SPD da mitgehen?

Speaker 6: Erst mal muss man, glaube ich, klären, ob das, was Herr Merz dort gerade ankündigt, und wie gesagt, ich sage es noch mal, man sollte eine solche schwere Straftat nicht dafür nutzen, ist das europarechtlich eigentlich zulässig? Ich würde sagen, nein. Ich glaube, diese Fragen muss man sich erst mal stellen, um über die Frage zu reden, was verspricht er eigentlich gerade den Leuten? Wenn das nicht eingehalten wird, zerstört das ja auch Vertrauen.

Speaker 5: So, dann haben Sie die letzte Frage, bitte.

Speaker 11: Penz von der ARD. Frau Faeser, Sie waren gestern beim Bundeskanzler, der hat Konsequenzen angekündigt. Ich habe jetzt von Ihnen vor allem Maßnahmen und Vorhaben gehört, die ja weitgehend schon existieren und durchgesetzt werden müssen. Gibt es heute auch wirklich neue konkrete Konsequenzen, wegen der Sie der Kanzler ankündigt, die Sie jetzt verkünden?

Speaker 6: Also zwei habe ich Ihnen heute schon genannt. Das ist das Vorziehen von Regelungen von GEAS. Ganz wichtig, weil das das Dublin-System ablöst. Künftig ist beispielsweise, wenn Menschen hierher kommen, die woanders schon einen Asylantrag gestellt haben, die haben hier überhaupt keinen Anspruch mehr auf Leistung. Ich glaube, das wird die Situation total verändern. Übrigens gibt es diesen Leistungsausschluss auch jetzt schon. Er wird aber aus den Ländern nicht angewandt. Das meine ich mit konsequenter Durchsetzung des Rechts, bevor man weitere populistische Forderungen hat. Und das ist das Wichtige, auf das es jetzt, glaube ich, ankommt. Und das Zweite sind die Dublin Center. Ich fordere alle nochmal auf, das zu tun. Wir wollten grenznah die Fälle, die eben ein Anrecht auf Asyl in anderen Ländern haben, an unseren Grenzen die Asylverfahren durchführen, weil das dazu führt, dass sie gar nicht erst an die Kommunen verteilt werden. Ich glaube, das ist ein wichtiger Weg, um einmal die Kommunen zu entlasten, aber auch konsequenter Rechte anzuwenden.

Speaker 5: So, vielen Dank. Ihnen allen noch einen guten Tag. Danke.

Speaker 6: Danke Ihnen.

Speaker 1: Der soweit das Statement und die Nachfragen an Bundesinnenministerin Faeser zum Fall Aschaffenburg. Und damit zu unserem Kollegen Christoph Mestmacher in Berlin, in einem Hauptstadtstudio, der die Pressekonferenz der Innenministerin mit uns gemeinsam verfolgt hat. Christoph, die Bundesinnenministerin hat angekündigt, dass es Konsequenzen geben soll. Allerdings haben, glaube ich, nicht alle sofort verstehen können, was sie meinte, z.B. mit dem Geass-Verfahren. Was ist da, was die Bundesregierung jetzt tun will? Was will sie für Konsequenzen ziehen?

Speaker 12: Ein Teil des Geass-Verfahrens, Enkel der Gesetzgebung, die ja noch im Bundestag hängt, da hat Nancy Faeser recht, soll jetzt vorgezogen und schnell umgesetzt werden. Im Kern habe ich eine Auseinandersetzung verstanden bei Bundesinnenministerin Nancy Faeser zwischen der Zuständigkeit des Bundes und den Zuständigkeiten der Länder und in dem Fall Aschaffenburg des Bundeslandes Bayern. Da gab es ja eine sogenannte Take-Back-Anfrage, die auch positiv beschieden worden ist, also eine Rücknahmeanfrage von Bulgarien, die dann aber nicht zustande gekommen ist, weil Fristen versäumt worden sind. Zwischendurch hat der mutmaßliche Täter von Aschaffenburg, der Afghane, auch noch einen Asylantrag gestellt. Dafür, für die Abschiebung und die Umsetzung der Maßnahmen, sind unstrittig die Bundesländer zuständig. Jetzt hat der bayerische Innenminister Joachim Herrmann, jedenfalls in einer Agenturmeldung von Agence France-Presse, darauf hingewiesen, was die vorhandene Chronologie angeht, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, eindeutig in Zuständigkeit des Bundes, habe viel zu spät mit verkürzter Frist reagiert, sodass die bayerischen Behörden nur sechs Tage Zeit gehabt hätten, die Rückführung umzusetzen. Das ist der Konflikt, der sich momentan abzeichnet, bei der Aufklärung, die ja wichtig ist, um dann zu lokalisieren, wo gab es denn das, was Nancy Faeser Durchsetzungsfehler oder Durchsetzungsschwierigkeiten genannt hat. Die kann man auch Vollzugsdefizite nennen. Dort ist jetzt immer noch nicht komplett Klarheit geschaffen worden. Das wird möglicherweise auch noch etwas dauern. Jedenfalls wollen sie auch, was Nancy Faeser gesagt hat, hat die Bundesländer ja noch mal aufgefordert, die sogenannten Dublin Center. Ich übersetze das mal etwas flapsig, also grenznahe Orte, um Leute, die hier Schutz suchen, aber vorher schon in einem EU-Land ein Verfahren durchlaufen haben, wie auch dieser afghanische Täter, dessen Fingerabdruck ja über die Eurodatenbank aufgeflogen ist, dass die dann zeitnah und schnell zurückgeführt werden in das Land, wo sie ihren Erstantrag gestellt haben.

Speaker 1: Ich fasse jetzt auch noch mal zusammen, weil es doch recht kompliziert ist. Das heißt also, das SPD-geführte Bundesinnenministerium mit Frau Faeser sagt jetzt Richtung Unions-geführte Regierung, CSU-geführte Regierung in Bayern, ihr hättet schneller sein müssen. Und die Bayern sagen Richtung SPD-Innenministerium,

Speaker 12: ihr wart zu langsam. Ja, das ist sehr kurz gefasst momentan, das, worum sich ein Konflikt dreht, wo es auch wirklich dringend Klarheit braucht, weil wir ja jetzt schon mehrfach Attentate hatten, wo es eindeutig an dem Vollzug mangelte, dass eigentlich alles klar gewesen ist. Es gab auch einen rücknahmebereiten Start, in diesem Fall Bulgarien, aber es kam nicht zur Rückführung. Das muss aufgeklärt werden. Das sind die Handlungsdefizite oder Durchsetzungsdefizite. In einem Bereich, so habe ich Nancy Faeser verstanden. Und das ist eine Konfliktsituation zwischen Bund und Land.

Speaker 1: Jetzt hat Faeser in ihrem Statement auch den anderen Parteien vorgeworfen, sofort im Wahlkampfmodus zu sein. Aber sie selbst war ja auch ein bisschen im Wahlkampfmodus, oder?

Speaker 12: Ja, es ist Wahlkampf. Das, was Nancy Faeser gesagt hat, bezog sich ein Stück weit auf die Vorschläge, die Friedrich Merz heute schon gemacht hat. Dazu zählt unter anderem die dauerhafte Grenzkontrolle und das Zurückweisen von illegal Einreisenden schon an der Grenze. Nancy Faeser hat gesagt, hier müsse man sehr genau gucken, ob es nicht rechtliche Kollisionen gebe. Beispielsweise mit dem EU-Recht bei all den Vorschlägen, die Friedrich Merz gemacht hat. Eins scheint mir klar zu sein, dauerhafte Grenzkontrollen. Friedrich Merz hat ja auch gesagt, er wolle am ersten Tag seiner Kanzlerschaft, wahrscheinlich in Gedenken an Donald Trump, viel umsetzen. Die dauerhaften Grenzkontrollen, die können möglicherweise auch angeordnet werden. Es muss allerdings so etwas wie ein nationaler Notstand gegenüber der EU begründet werden. Dieses Wort habe ich bei den Ausführungen von Friedrich Merz nicht gehört.

Speaker 1: D.h., das ist vielleicht alles gar nicht so einfach umsetzbar, wie er es jetzt gerade Trump-esk ankündigt.

Speaker 12: Die Tücke im Asylverfahren ist das Detail. Und die vielen potenziellen Kollisionsnormen mit dem Grundgesetz, mit der Genfer Flüchtlingskonvention und mit unseren nationalen Gesetzen sowie den EU-Gesetzen. Da muss man sehr genau hingucken. Nancy Faeser hat ihre Zweifel geäußert. Die Forderungen, die Friedrich Merz heute erhoben hat, die sind ja nicht neu. Die finden sich ja auch im Wahlprogramm der Union so wieder. Insofern ist das die politische Auseinandersetzung, die mit Sicherheit im Wahlkampf durchdekliniert wird. Aber aus Nancy Faesers Sicht, Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich ja noch nicht offensiv geäußert, hat sie davor gewarnt, jetzt vorschnelle nicht haltbare Maßnahmen zu verkünden, die dann nicht umgesetzt werden können, weil sie an den rechtlichen Kollisionen scheitern.

Speaker 1: So wie es aussieht, war der Täter ja psychisch krank, war auch in Behandlung. Man weiß noch nicht genau, ob er womöglich unter Drogen stand oder vielleicht gerade nicht, weil er vielleicht Tabletten abgesetzt hat. Es wird ja geschlossen auf alle Migranten in Deutschland. Wird das in der aufgeheizten Debatte momentan noch differenziert betrachtet?

Speaker 12: Ja, ich finde, der bayerische Innenminister Joachim Herrmann hat das durchaus differenziert betrachtet. Der hat sich dazu geäußert, schon im Laufe des Vormittags. Und er hat gesagt, dass diese Abwägung, kommt jemand beispielsweise aufgrund einer psychischen Erkrankung in eine geschlossene Anstalt, immer sehr schwierig ist und immer den Einzelfall sozusagen würdigen muss. Klar wissen wir, dass viele Flüchtlinge, die hier Schutz suchen, wirklich traumatisiert sind, weil sie aus Bürgerkriegsgebieten kommen. Insofern, da finde ich, hat der bayerische Innenminister Joachim Herrmann sich sehr differenziert gezeigt. Ähnlich wie der Oberbürgermeister von Aschaffenburg in seiner, wie ich finde, herzerwärmenden Ansprache.

Speaker 1: Nun sollte ja das Thema Migration eigentlich nicht das große Bundestagswahlkampfthema werden, hatten zumindest SPD und Union zum Beispiel angekündigt. Es gibt ja auch noch genügend andere Themen, die viele Menschen beschäftigen. Lebensmittelpreise, Wirtschaftsflaute, Klimawandel. Wie ist jetzt deine Vermutung? Wird Migration am Ende doch das entscheidende Thema

Speaker 12: für diesen Bundestagswahlkampf? Es wird jetzt, wie ich finde, auch völlig zu Recht an Gewicht gewinnen. Das liegt in der Natur dieses fürchterlichen Attentats von Aschaffenburg. Und natürlich wird jetzt darüber intensiv gerungen werden, was sind die richtigen Schritte, was sind die zielführenden Maßnahmen. Insofern, der Wunsch von Friedrich Merz oder das Versprechen von vor Monaten, er wolle Migration aus dem Wahlkampf raushalten, das ist schlicht und ergreifend von der Realität seit gestern obsolet geworden.

Speaker 1: Christoph Mestmacher, einmal mehr Danke für deine ausgewogene Berichterstattung und deine ausgewogene Einschätzung nach Berlin.

Speaker 9: Danke fürs Zuhören. Untertitel der Amara.org-Community

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