Globale Erwartungen an Trumps zweite Amtszeit
Ein Überblick internationaler Haltungen zu Trumps Politik: Von Handelskonflikten bis zur NATO. Welche Hoffnungen und Ängste sind weltweit präsent?
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Trump Internationale Erwartungen an den neuen US-Präsidenten
Added on 01/27/2025
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Speaker 1: Von sorgenvoll bis hoffnungsfroh, international gehen die Einschätzungen auseinander, was von Trump in seiner zweiten Amtszeit zu erwarten ist. Ein Überblick über die Ansichten aus Brüssel, Berlin, Kiew und Peking.

Speaker 2: China ist vor allem wichtig, dass der Handelskonflikt mit den USA nicht eskaliert. Denn Trump hatte ja noch im Wahlkampf 60% Zölle auf chinesische Waren angekündigt. Und das wäre katastrophal für die chinesische Exportwirtschaft. Die ist aber im Moment besonders wichtig, weil die Binnenkonjunktur lahmt. China hat angekündigt, im Gegenzug möglicherweise die Ausfuhr von seltenen Erden zu reglementieren. Das ist ein wichtiger Rohstoff für die Chip- und E-Auto-Industrie.

Speaker 3: Die politische Führung der Ukraine sieht in der Trump-Präsidentschaft die Chance, den russischen Angriffskrieg so schnell wie möglich zu beenden. Ziel ist, mit Hilfe der USA politisch und militärisch in eine starke Position zu kommen, um so, wie es hier heißt, für einen gerechten und dauerhaften Frieden zu sorgen. Darauf hofft die Bevölkerung. Aber es gibt auch Sorgen. Viele Menschen halten Trump für unberechenbar und haben Zweifel daran, dass seine Entscheidungen der Ukraine helfen werden.

Speaker 4: In Brüssel fürchtet man nicht, dass Trump aussteigt aus der NATO. Aber dass er seine Drohungen fortsetzt, nur die Partner zu beschützen, die auch genug Geld ausgeben für ihre Verteidigung. Das sei gefährlich, denn es würde das zentrale Sicherheitsversprechen infrage stellen. Ein Angriff auf einen sei ein Angriff auf alle. Deshalb setzt man auf die guten Kontakte von NATO-Generalsekretär Rutte zu Trump und weiß bereits, dass die Europäer deutlich mehr Geld in die Hand nehmen müssen für ihre Verteidigung.

Speaker 5: Auch wenn alle Kanzlerkandidaten für einen selbstbewussten Umgang mit Trump werben, die Sorge, in einem möglichen Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China zwischen die Fronten zu geraten, ist hier in Berlin ebenso groß wie die vor einer Überforderung Deutschlands in puncto Verteidigungsausgaben. Schon jetzt ist deshalb klar, Donald Trump wird im Bundestagswahlkampf weiter eine zentrale Rolle spielen, egal wie seine ersten Regierungsentscheidungen ausfallen.

Speaker 1: Die EU blickt also skeptisch auf die zweite Amtszeit von Trump. Bei seiner Antrittsrede gestern hat der neue US-Präsident Europa aber ausgespart. Stattdessen ging es vor allem um innenpolitische Themen. Welche Strategie daraus zu lesen ist, darüber hat mein Kollege Helge Fuest gestern Abend in den Tagesthemen mit dem Politikwissenschaftler Stefan Bierling gesprochen.

Speaker 6: Nun, er will zuerst mal wirklich seine Hardcore-Unterstützer, diese MAGA-Gruppe, die sich so hundertprozentig hinter ihn stellt, befriedigen. Und da sind natürlich zwei Themen auch wahlentscheidend gewesen. Und die hat er immer wieder in einer Dauerschleife in seinem Wahlkampf von sich gegeben. Das ist Immigration und Inflation. Und bei beiden Themen, das hat er heute ganz groß herausgehoben in seiner Ansprache.

Speaker 7: Und was ist außenpolitisch von Donald Trump in der ersten Zeit zumindest zu erwarten, wenn wir da heute ihm zugehört haben bei seiner Rede? Da kam die Ukraine beispielsweise ja gar nicht vor.

Speaker 6: Die Ukraine kam nicht vor, aber Panama kam vor. Und es kam vor, dass er im Grunde dieses ganze liberale Regelsystem, das die Amerikaner mit etwas Hilfe der Europäer seit 1941 aufgebaut haben, zur Disposition steht. Er hat im Grunde immer wieder betont, dass es eine Politik der starken Männer sein wird, der starken Mächte, so wie sie er im Wahlkampf auch immer getan hat. Das ist etwas, worauf wir uns jetzt einstellen müssen. Und unsere europäische Ordnung sieht im Moment schon fast wie ein Auslaufmodell aus. Und dazu passt, kurz vor der Amtseinführung ist ein streng vertrauliches Dokument

Speaker 7: aus Deutschland öffentlich geworden, in dem der deutsche Botschafter in den USA vor Donald Trump warnt. Trump würde für eine maximale Disruption sorgen und demokratische Grundprinzipien aushebeln. Würden Sie auch so weit gehen? Dafür brauchen wir auch kein Dokument der Diplomatie.

Speaker 6: Das ist offensichtlich, das konnten wir jeden Tag sehen. Und wer erwartet hätte, dass Trump jetzt mit fortschreitendem Alter oder der zweiten Amtszeit irgendwie reifer werden würde oder weniger aggressiv, der hat sich von vornherein getäuscht. In der Tat, nicht nur die westliche Ordnung und die Demokratie in den USA stehen auf dem Spiel, sondern auch die politische Ordnung. Sondern auch die Beziehungen zu Europa. Und wir sind halt doch sehr abhängig von den Vereinigten Staaten. Wir sind im Grunde noch abhängiger, als wir vor acht Jahren waren, als er zum ersten Mal ins Weiße Haus eingezogen ist. In was für eine Zeit starten wir dann?

Speaker 7: Ist damit auch das Zeitalter der transatlantischen Nachkriegsordnung wirklich vorbei? Also bewegen wir uns wieder zurück in ein Zeitalter der großen Mächte wie im 19. Jahrhundert?

Speaker 6: Vorbei, das wissen wir ja noch nicht wirklich. Weil Trump hat jetzt erst mal Ankündigungen von sich gegeben. Er kann gerade in der Außenpolitik natürlich sehr viel bewirken. Da kann ihm auch schwer jemand in den Arm fallen. Das heißt, dieses Zeitalter ist zumindest in Gefahr. Trump hat allerdings, das müssen wir uns auch immer wieder vergegenwärtigen, gerade noch vier Jahre als Präsident. Dann kann er nicht wiedergewählt werden. Aber es wird zumindest reichen, diese westliche Ordnung sehr stark zu unterminieren. Ob er sie ganz zerstören kann, glaube ich nicht. Wo wir hingehen, ist eine Welt so wie im 19. Jahrhundert, wo die großen Mächte über die kleinen bestimmen und wo die starken Staaten im Grunde durchsetzen, was immer sie wollen. Die Kleinen müssen akzeptieren, was ihnen vorgesetzt wird. Das ist die Welt der Putins. Das ist die Welt der Xi Jinping. Das ist die Welt der Erdogans. Und dort hat Donald Trump heute einen großen Schritt in diese Welt gemacht.

Speaker 7: Das heißt, wir werden jetzt einen Donald Trump als 47. Präsidenten sehen, der noch mal anders ist als der Trump in seiner Erstenamtszeit?

Speaker 6: Ja, er ist besser vorbereitet. Er ist entschlossener. Er ist radikaler. Und er ist auch skrupelloser, wie die Rede heute deutlich gemacht hat. Und er weiß jetzt auch nach der Erstenamtszeit, wie man durchregiert. Das war ja immer etwas, worunter er gelitten hat in der Erstenamtszeit, dass eigentlich nichts passiert ist, was er immer wieder angeordnet hat. Jetzt ist er vorbereitet. Und jetzt müssen wir uns sehr warm anziehen. Und wir Europäer haben im Grunde acht Jahre versäumt, uns auf einen Wiederkehr von Trump vorzubereiten. Wir sind in schlechterem Zustand, als wir es 2017 waren.

Speaker 7: Der Punkt ist die Frage für uns, nämlich die USA. Werden sich also verändern? Die US-Politik wird Veränderungen für uns alle mitbringen. Deutschland und Europa. Sie sagen, die Politik hierzulande hat sich nicht vorbereitet. Wie gehen wir denn dann damit um?

Speaker 6: Ja, jetzt bleibt uns eigentlich nur, Trump zu umwerben. Amerika ist einfach zu wichtig für uns. Ökonomisch ist es unser größter Exportmarkt. Und seit gestern wissen wir auch, der größte Handelspartner. Sie haben China jetzt verdrängt. Dort werden die wirklich wichtigen Innovationen getätigt. Und viele deutsche Unternehmen investieren heute schon in den USA, weil sie eben Hochzölle befürchten. Das heißt, wir werden uns mit Trump auf Deals einlassen müssen. Wir sind nicht wirklich aus einer Position der Stärke, aus der wir mit ihm verhandeln können. Also müssen wir versuchen, ihm und seinen Beratern deutlich zu machen, dass er auch an Europa irgendetwas hat. Die Idee, dass die Europäer zusammenstehen müssen, das reden wir uns ja schon seit 40 Jahren ein. Die ist auch völlig richtig. Aber dazu wird es nicht kommen, gerade wo Orban und Fizo in der Slowakei und wo vielleicht ein Bundeskanzler Kickl in Österreich einen ganz anderen, Trump-freundlicheren Kurs verfolgen.

Speaker 2: Untertitel der Amara.org-Community

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