Speaker 1: Nach dem Auftreten der Maul- und Klauenseuche hat die EU-Kommission den Schutzmaßnahmen der deutschen Behörden zugestimmt. Eine sog. Überwachungszone um den betroffenen Hof in Brandenburg soll verhindern, dass sich das Virus weiter ausbreitet. Fleisch- und Milchprodukte außerhalb dieser Zone könnten damit weiter innerhalb der EU gehandelt werden, teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium mit. Mehrere Länder außerhalb der EU hatten schon einen Einfuhrstopp für landwirtschaftliche Erzeugnisse aus Deutschland verhängt, darunter Mexiko und Großbritannien.
Speaker 2: Über 30.000 l, 33.000 l. Fertig.
Speaker 3: So viel Milch musste Landwirt Vincent Overmaers heute wieder entsorgen. Denn sie könnte mit dem Virus kontaminiert sein. Auch wenn es auf seinem Hof keinen Infektionsfall gab, er liegt in der sog. Überwachungszone. Ein 10-km-Radius rund um die Fundstelle im brandenburgischen Hönow. Hier wurde am Freitag die Maul- und Klauenseuche bei 3 toten Wasserbüffeln nachgewiesen. Als Sicherheitsmaßnahme töteten die Behörden auch die verbliebenen Tiere sowie 170 Schweine auf einem benachbarten Hof. Experten des Friedrich-Loeffler-Instituts untersuchen seitdem das Virus. Es kommt wahrscheinlich aus dem Raum Türkei-Iran. Laut Brandenburger Landwirtschaftsministerium sind alle weiteren Proben bislang negativ. Dennoch gilt bis einschließlich morgen in Brandenburg ein generelles Verbot für Tiertransporte. Denn die Maul- und Klauenseuche ist für Tiere hoch ansteckend. Betroffen sind v.a. Klauentiere wie Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine. Das Virus überlebt Monate bis Jahre lang in getrocknetem Zustand. Es ist für Menschen ungefährlich. Aber sie können es als Wirt auf Tiere übertragen. Großbritannien hat den Import von Rindern, Schweinen und Schafen aus Deutschland verboten. Südkorea und Mexiko das Importieren von Schweinefleisch. Niederländische Betriebe nehmen keine deutschen Kälber mehr ab.
Speaker 4: All das hat finanzielle Folgen. Der Adrenalinspiegel der gesamten Tierhaltung in Deutschland und der mit der Tierhaltung assoziierten Lebensmittelwirtschaft ist extrem. Weil durch die Beschränkungen, die man im Handel hat, enorme Auswirkungen da sind.
Speaker 3: Das Friedrich-Loeffler-Institut rechnet mit einem wirtschaftlichen Schaden im hohen dreistelligen Millionenbereich. Mindestens. Milchbauer Vincent Overmaas beklagt, aktuell verliere er jeden Tag bis zu 18.000 Euro Umsatz.
Speaker 1: Zur Maul- und Klauenseuche in Deutschland hat sich auch der Bauernpräsident geäußert. Er meldete sich auf der Grünen Woche in Berlin zu Wort.
Speaker 5: Die Situation im Seuchengebiet ist nach wie vor dramatisch. Aber in Summe ist die Situation mehr als schwierig, weil unsere Märkte für tierische Produkte betroffen sind. Und dass erhebliche wirtschaftliche Nachteile, Einkommenseinbußen für die tierhaltenden Betriebe bringen wird. Deshalb gilt es, die Seuche schnellstens auszumerzen, damit wir wieder entsprechend vermarkten können.
Speaker 1: So weit der Bauernpräsident. Am Mittag hat sich auch noch Bundeslandwirtschaftsminister Oestemir in Berlin geäußert. Er hat betont, es sei eine wichtige Aufgabe, die Ausbreitung des Virus zu verhindern und dabei den Export von Agrarprodukten fortzusetzen.
Speaker 2: Es ist uns jetzt Gott sei Dank gelungen, im ersten Schritt mit der Europäischen Union zu vereinbaren und klarzustellen, dass die Regionalisierung gilt. D.h., es bedeutet, dass die Betriebe außerhalb der Sperrzone, da bin ich sehr dankbar dafür, dass die Kommission sich an die Sperrzone gehalten hat, die wir hier festgelegt haben, weiterhin die Produkte exportiert werden können. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass es keine weiteren Fälle von Maul- und Klauenseuche gibt. Unsere Experten vom Friedrich-Loeffler-Institut sind Tag und Nacht dabei, festzustellen, a, gibt es weitere Quellen für die Maul- und Klauenseuche. Die gute Nachricht bis jetzt nicht. Und zweitens, mit Hochdruck nach der Quelle zu suchen. Wie ist der Serotyp, den wir jetzt feststellen konnten, in die Bundesrepublik Deutschland nach Brandenburg gelangt? Auch das versuchen wir festzustellen. Was die Drittstaaten angeht, außerhalb der Europäischen Union, die können im eigenen Befinden festlegen, ob sie ihre Märkte sperren, wie umfangreich sie ihre Märkte sperren. Deshalb nutze ich jede Gelegenheit, mit den Agrarministerkollegen auch persönlich zu sprechen, um dafür zu werben, dass man sich an die Regelungen hält, die die Europäische Kommission anwendet, nämlich die sogenannte Regionalisierung. D.h., dass Agrarprodukte außerhalb des Sperrbezirks weiterhin exportiert werden können.
Speaker 1: Wir sprechen darüber mit Alexander Budwig in Berlin. Abgesehen von der Sperrzone um den betroffenen Betrieb, er hat ein paar Punkte schon angesprochen. Wie will er verhindern, dass das Virus vielleicht tatsächlich noch an anderer Stelle ausbricht?
Speaker 6: Zunächst muss man noch einmal betonen, dass es sich hierbei um eine hoch ansteckende Viruserkrankung handelt, bei der es auch keine Behandlungsmethoden gibt. Also betroffene Tiere müssen dann tatsächlich einfach getötet werden. Das erklärt vielleicht auch, warum gerade alle so nervös sind. Und dass nicht nur Bauern und Veterinärämter, die das Ganze überwachen, sondern sogar auch Zoos und Tierparks sind in Alarmbereitschaft. Hier in Berlin sind deshalb auch der Berliner Tierpark und der Berliner Zoo geschlossen. Auf den Grünen Woche wird es dieses Jahr keine Paarhufe zu sehen geben. Auch Tiertransporte wurden untersagt, das haben wir gerade gehört. Zudem wird weiterhin fleißig getestet, auch außerhalb der 10-km-Sperrzone. Dann arbeitet das Friedrich-Loeffler-Institut fieberhaft an einem Impfstoff, auch wenn noch nicht klar ist, ob der tatsächlich eingesetzt wird.
Speaker 1: Muss man denn damit rechnen? Rechnet der Bundeslandwirtschaftsminister damit, dass es in Deutschland noch weitere Fälle geben könnte?
Speaker 6: Da fehlt so ein bisschen das Prinzip Hoffnung. Der Bundeslandwirtschaftsminister hat es gerade auch angedeutet. Es gibt bislang keinen weiteren Fall, der seit dem Ausbruch in Brandenburg registriert wurde. Aber man kann sich noch nicht sicher sein, ob es eventuell weitergetragen wurde. Es ist ja auch noch vollkommen unklar, wie das Virus überhaupt in diesen Bestand der Wasserbüffel dort in Brandenburg hineingeraten ist. Ich habe gestern mit einem Veterinärmediziner und einem Mikrobiologen telefoniert. Der hat mir gesagt, es könnte selbst durch ein Butterbrot, also so was Harmloses wie ein Butterbrot, in diesen Bestand gekommen sein, den dort eventuell Wanderer hingeschmissen haben. Da gilt es erst mal zu klären, wie kam es dazu. Dann versucht man jetzt natürlich alles, um die Ausbreitung möglichst zu verhindern.
Speaker 1: Viele Landwirte dürften aufatmen nach der EU-Entscheidung. Aber wie hart trifft es diejenigen innerhalb der Sperrzone, die jetzt ihre Fleisch- und Milchprodukte eben nicht verkaufen können und sich um ihre Tiere sorgen? Wir haben ja den Fall des einen Landwirts schon gehört und gesehen.
Speaker 6: Ich denke, da muss man zum einen unterscheiden in den wirtschaftlichen Verlust, den es dort zweifelsohne gerade gibt, aber auch in die emotionale Komponente. Denn die Landwirte, die hängen ja auch an ihren Tieren. Wir haben es gehört, in manchen Betrieben mussten die ganzen Bestände gekeult werden, heißt es im Fachbegriff, also getötet werden. Für die ist das also ein wirtschaftlicher Totalausfall. In anderen Beständen oder in anderen Betrieben, da kann derzeit die Produkte nicht verkauft werden. Das betrifft nicht nur Schweine- und Rindfleisch, sondern auch Milch und Milchprodukte wie etwa Käse. Manche Betriebe müssen deshalb ihre Milch derzeit auch komplett wegkippen. Da gibt es wie gesagt einen enormen wirtschaftlichen Schaden derzeit.
Speaker 1: Ist denn klar, ob die betroffenen Landwirte Hilfen für diese Ausfälle bekommen?
Speaker 6: Ja, das wird sicherlich auch noch besprochen werden müssen. Es gibt zudem auch noch die Möglichkeit, eben Entschädigungen zu beantragen. Und dann gibt es aber auch noch sogenannte Tierseuchenversicherungen oder Versicherungen gegen Betriebsunterbrechungen. Aber die muss man natürlich dann auch erst mal abgeschlossen haben vorher.
Speaker 1: Jetzt klang das vorhin bei Östermir auch schon an. Innerhalb der EU ist der Fall jetzt sozusagen geklärt. Aber was ist mit dem Handel von Fleisch- und Milchprodukten außerhalb der EU?
Speaker 6: Ja, das ist tatsächlich ganz schwierig. Denn das wird von Land zu Land ganz unterschiedlich gehandhabt. Dieser Handel funktioniert aufgrund von Zertifikaten. Und man braucht da zum Beispiel, um dann Rindfleisch zum Beispiel nach Großbritannien zu exportieren, so ein Zertifikat, dass man gerade Maul- und Klauen-Seuchen frei ist. Das ist jetzt aktuell kein Betrieb mehr in Deutschland, weil das Ausland betrachtet Deutschland eben als Eingebiet. Und deshalb muss jetzt mit jedem Land auch erst mal einzeln wieder verhandelt werden, ab wann dann wieder Deutschland insgesamt als Maul- und Klauen-Seuchen frei gesehen werden kann. Der Bundeslandwirtschaftsminister versucht gerade noch seine internationalen Amtskollegen auch ein bisschen dahingehend zu überzeugen, ebenfalls dieses Prinzip der EU anzuwenden, also das Regionalisierungsprinzip. Das bedeutet, dass nur Fleisch- und Milch- und Milchprodukte aus der betroffenen Sperrzone nicht verkauft werden darf. Wiederum, dass Fleisch was drumherum erzeugt wird oder die Milchprodukte, die dürfen weiterhin exportiert werden. Aber das gilt bislang nur für die EU, noch nicht für sogenannte Drittländer. Der Landwirtschaftsminister ist aber wie gesagt dran, das auch möglichst für diesen Fall durchzusetzen.
Speaker 1: Dankeschön, Alexander Budweg in Berlin.
Speaker 6: Sehr gerne.
Speaker 2: Untertitel der Amara.org-Community
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