Speaker 1: Die Vorbereitungen für die Sicherheit der Gäste am Kapitol in Washington sind schon seit Tagen in vollem Gange. Denn heute wird hier am Sitz der beiden Parlamentskammern der ehemalige und künftige Präsident Donald Trump ins Amt eingeführt. Country-Sänger, Rockstars und auch eine traditionsreiche Militärkapelle liefern das Rahmenprogramm. Zudem sind Paraden geplant.
Speaker 2: Üben für den großen Auftritt. Seit 1801 spielte United States Marine Band bei der Amtseinführung neuer Präsidenten. Eine besondere Ehre, die an den Musikern des ältesten Klangkörpers der US-Militärgeschichte nicht spurlos vorbeigeht. Wenn all diese Kameras auf dich gerichtet sind und du in der ganzen Welt übertragen wirst, ja, da wird man durchaus nervös. 5000 Soldaten aus allen Truppengattungen der US-Streitkräfte stehen Spalier, wenn der 47. Präsident der Vereinigten Staaten seinen Eid ablegt. Das Kapitol gleicht seit Tagen einer Festung. Die Angst vor Anschlägen ist groß. Wir haben diese Veranstaltung zwölf Monate lang geplant. Die Bedrohungslage ändert sich ständig, deshalb bleiben wir flexibel. Finster und grimmig der Blick des künftigen Präsidenten auf seinem offiziellen Porträt. Die Ähnlichkeit zu seinem berühmt-berüchtigten Polizeifoto war kein Zufall. Experten gehen davon aus, dass der Ton von Tag 1 an rau werden dürfte. Es wird eindeutig eine America-First-Rede geben, eine Warnung an die amerikanischen Feinde, aber vielleicht auch an die amerikanischen Verbündeten. Skepsis auch in Kallstadt an der Weinstraße in Rheinland-Pfalz. Die Heimatgemeinde von Trumps Großeltern erwartet nicht allzu viel Gutes von der Rückkehr ihres wohl berühmtesten Enkelsohns ins Weiße Haus. Zu präsent sind noch die Erinnerungen an dessen Premiere im
Speaker 1: Präsidentenamt vor acht Jahren. Die zweite Amtsphase wird noch katastrophaler als die
Speaker 2: erste, davon bin ich ziemlich überzeugt. Er betrügt seine eigene Bürger mit Steuerhinterziehung und so weiter, wird teilweise verurteilt, teilweise nicht und wird wieder Präsident. Das finde ich sehr merkwürdig. Unterdessen geht die Abschiedstournee von Joe Biden weiter mit militärischen Ehren des Pentagons für den scheidenden Oberbefehlshaber. Und ich begrüße hier im Studio jetzt meinen
Speaker 1: NDR-Kollegen Stefan Niemann, der jahrelang in Washington als ARD-Korrespondent gearbeitet hat. Stefan, wenn wir mal drauf schauen, du warst Leiter im ARD-Studio Washington während Trumps erster Präsidentschaft. Was glaubst du, was wird jetzt bei der zweiten Präsidentschaft ähnlich sein und was wird ganz anders sein als während der ersten Präsidentschaft? Also der 47. Präsident
Speaker 3: oder 45. ist ja immer noch derselbe Mann, nur acht Jahre älter und inzwischen ein verurteilter Straftäter. Womit wir, glaube ich, nicht rechnen müssen, ist Altersmilde. Also dass Trump sich jetzt sozusagen als versöhnlicher Landesvater zeigt und dieses ja immer noch gespaltene Land versöhnt mit leisen Tönen, damit ist nicht zu rechnen. Das ist in seiner Persönlichkeit nicht angelegt. Er wird weiter provozieren. Die Empörung anderer ist sein Energydrink, wenn du so willst, und sein Lebenselixier, auch die Aufmerksamkeit der Welt. Er wird also weiter provozieren und er muss ja auch liefern. Er hat Wahlversprechen geleistet und muss jetzt liefern, denen, die ihn da gewählt haben.
Speaker 1: Wir werden hier im Programm auf Tagesschau24 ab 17.15 Uhr die Amtseinführung eng live begleiten. Da wirst du uns auch als Experte zur Verfügung stehen. Kannst du einen ganz kurzen Abriss geben,
Speaker 3: was zu erwarten ist vom heutigen Tag? Also der Tag fängt an wie immer bei Amtsanführungen am 20. Januar in der Kirche. Wir wissen, Trump ist weder besonders gläubig, noch besonders gottesfürchtig, aber er wird natürlich diesen Gottesdienst besuchen. Dann geht es am Kapitol weiter. Er wird ja nicht König von Amerika, sondern Präsident und das findet bekannterweise im Kongress statt, also im Gebäude des Kapitols. Drinnen diesmal in der Rotunda, da werden nur etwa 600 Gäste teilnehmen und der entscheidende Teil ist dann um Punkt 12 Uhr der Amtseid, den er ja leistet vor dem obersten Richter des Supreme Courts, auch J.D. Vance, sein Vizepräsident, leistet seinen Amtseid. Das werden wir sehen live. Was wir nicht sehen werden, ist, dass zeitgleich dieser berühmte Atomkoffer übergeben wird mit den Codes für die Nuklearwaffen der USA. Das wird der Berater von Biden dem Berater von Trump übergeben, damit damit auch sozusagen besiegelt ist, dass die Machtübergabe vollzogen ist. Und dann wird es noch ein Mittagessen im Kapitol geben. Später wird Trump dann im Weißen Haus viele Dekrete unterzeichnen, da reden wir gleich noch drüber. Und dann wird es abends Bälle geben, bei denen er auftritt und sich seinen Anhängern auch zeigt und wo dann auch noch weiter gesungen wird, unter anderem YMCA, die Village People. Nun wird diese Zeremonie ja bekanntermaßen im
Speaker 1: Kapitol statt, wenn nicht davor, wie sonst üblich. Zuletzt gab es das glaube ich bei Ronald Reagan, da waren es mal minus 14 Grad, da sind sie noch drin gegangen. Heute wären es so minus sechs Grad, deshalb gehen sie noch drin. Kann das auch noch den Grund haben, Stichwort Attentat, dass es um eine Risikominimierung geht? Darüber wird spekuliert. Ich bezweifle das ehrlich
Speaker 3: gesagt. Die wissen, wie man in Washington für Sicherheit sorgt, auch wenn es natürlich am Kapitol zu diesen Unruhen kam, damals im Januar 21. Trotzdem sind die eigentlich darauf vorbereitet. Es ist auch gar nicht so ungewöhnlich kalt. Ich habe mir mal die Mühe gemacht und habe Hotels in Washington angerufen in den letzten Tagen, wo noch relativ viele freie Zimmer waren. Insofern gibt es auch Vermutungen, dass Trump vielleicht geahnt hat, dass nicht so viele Leute kommen, die Millionenmassen, die er ja gerne da sehen wollte und dass er vielleicht deswegen gesagt
Speaker 1: hat, dann lieber drin. Du hast die Dekrete schon angesprochen, die er groß angekündigt hat, die er unterzeichnen will, 100 an der Zahl. Was ist davon zu erwarten, nicht nur inhaltlich, sondern vielleicht auch von der Geste? Was hat die zu bedeuten? Also zunächst mal ist das normal,
Speaker 3: dass die neuen Präsidenten sofort Zeichen setzen und den Regierungsbehörden sozusagen Handlungsanweisungen geben. Das machen alle. Biden hat das übrigens sehr exzessiv gemacht. Und auch Obama hatte ja bekannterweise gleich am ersten Tag verkündet, das Gefängnis Guantanamo für die Kriegsgefangenen auf Kuba solle sofort geschlossen werden, was bis heute auf ist übrigens. Trump will natürlich mehr. Es muss ein Rekord sein, mehr Dekrete als jemals zuvor. Aber er wird damit zeigen, dass er ein Macher ist und dass er sofort loslegt mit dem, was er im Wahlkampf versprochen hat. Er wird vermutlich anordnen, dass es Massenabschiebungen gibt von illegal eingewanderten Menschen, dass die Behörden angewiesen werden, diese Menschen aufzuspüren und außer Landes zu bringen. Er wird Sachen zurückdrehen, die sein Vorgänger angeordnet hat. Er wird sicherlich wieder aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen. Er wird Naturschutz zurückdrehen und wird sagen, wir werden Öl fördern, wir wollen energieunabhängig sein. Er wird viele Dinge tun, die zunächst mal das politische Establishment erschüttern, wie er es ja auch schon 2017 gemacht hat. Da war er aber ein krasser Außenseiter, der noch nicht genau wusste, wie Washington tickt, wie es funktioniert, ist ja auch an die Grenzen seiner Macht gestoßen. Diesmal hat er sich umgeben mit ganz loyalen Leuten auch im Kabinett und insofern wird er wahrscheinlich noch ungezügelter regieren,
Speaker 1: als wir das in der ersten Amtszeit erlebt haben. Du kennst die USA als Land auch von Jahren vorher, vor der ersten Präsidentschaft von Trump. Wenn du auf die Entwicklung der USA schaust, was die Bürgerinnen und Bürger betrifft, aber auch die USA als Ganzes, als Land, als politisches System, was sagt die zweite Präsidentschaft von Trump über die Entwicklung des Landes und der
Speaker 3: Bürgerinnen und Bürger aus? Also zunächst muss man festhalten, dass die Spaltung des Landes, die politische, weitergeht und sich natürlich noch verschärft hat. 77 Millionen haben Donald Trump ihre Stimme gegeben, obwohl ja die Demokraten und auch manche gemäßig der Republikaner gewarnt hatten, dass das eine Gefahr für die Demokratie, für die Institutionen sein könnte. Er wurde ja fast verglichen, der könnte Amerikas Hitler werden. Das haben 77 Millionen der Amerikaner nicht geglaubt, der Wahlberechtigten. Die haben gesagt, wir wählen den trotzdem. Und diese America-First-Agenda, die Rückbesinnung auf die eigenen, ureigenen amerikanischen Interessen, die ist gut angekommen bei den Leuten. Insofern ist es kein Ausreißer, sondern es war ein triumphaler Wahlerfolg von ihm, auch wenn 75 Millionen Kamala Harris gewählt haben. Damit muss er weiterleben, aber es zeigt, dass dieses Land immer noch zerrissen ist und dass es schwer
Speaker 1: sein wird, das alles unter einen Hut zu kriegen. Wenn wir jetzt mal auf die Zukunft der Republikaner schauen, nach Trump, es heißt ja von politischen Analystinnen und Analysten, dass die Partei ohne Trump eigentlich gar nicht existieren würde, so ein bisschen überspitzt gesagt. Wie schätzt du das ein? Welche Zukunft haben die Republikaner danach? Also das ist eine spannende Frage. Trump
Speaker 3: ist es gelungen, die republikanische Partei im Prinzip zu zertrümmern und zu einem loyalen Trump-Wahlverein zu machen. Das haben viele nicht für möglich gehalten, aber so ist es jetzt. Er kann also sich stützen auf eigentlich alle, die da im Kongress das Sagen haben und es gibt keine innerparteiliche Opposition mehr. Man muss aber im Hinterkopf behalten, auch der Zustand der Demokraten ist nicht besonders hoffnungsweckend, weil nach Joe Biden und dieser Wahlniederlage von Kamala Harris auch die Zukunft der Demokraten in Frage steht. Also insofern ist das gesamte politische System der USA nicht mehr das, was wir über Jahrzehnte kennen und das macht es auch ein bisschen schwerer auszurechnen, wie sich der Partner in diesem wichtigen transatlantischen
Speaker 1: Verhältnis künftig aufstellen wird. Darüber haben wir jetzt noch gar nicht gesprochen, so eingehend Verhältnis Europa-USA. Das werden wir im Programm noch weiter tun. Vielen Dank für diesen ersten Start dieser ersten Einführung, den Amtseinführungstag und bis später. Stefan Niemen. Gerne.
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