Speaker 1: Künstliche Intelligenz kann uns bei vielen Dingen helfen, vielleicht auch im Kampf gegen die Klimakrise. Chancen und Risiken schauen wir uns jetzt an. Hallo zur Klimazeit. KI und das Klima retten, auf den ersten Blick ja eher nicht, denn vordergründig ist künstliche Intelligenz ein ziemlicher Klima-Killer. Die großen Rechenzentren verbrauchen Unmengen an Energie, trotzdem stecken in der KI auch Chancen fürs Klima. Zum Beispiel können uns die Systeme helfen, riesige Datenmengen in kurzer Zeit zu analysieren, komplexe Dinge zu vereinfachen oder Prozesse klimafreundlich zu steuern. Das könnte in Bereichen wie der Logistik oder der Energieversorgung ein großer Gewinn sein. Könnte, denn wie so oft ist das Ganze kompliziert. Christine Walter ist auf dem
Speaker 2: Sprung. Die 58-Jährige fährt für die Ratsapotheke in Erbach Medikamente zu den Kunden. Seit kurzem
Speaker 3: transportiert sie auch Güter aus der Region. Also in dem Fall wären es jetzt Nudeln. Wir sind Nudelhersteller, regional in Odenwald. Also wir hätten heute in Erbach sowieso eine Tour, Medikamente wären zu liefern und in dem Zuge nehmen wir jetzt die Nudeln dann mit. Möglich ist
Speaker 2: das CO2-Einsparen durch eine klimafreundliche KI-gestützte Logistikplattform. Ein Pilotprojekt, an dem sich bislang 20 regionale Unternehmen beteiligen. Die KI erfasst freie Ladeflächen und Leerfahrten. Das Einsparpotenzial gerade hier im ländlichen Raum ist groß. 56 Prozent der regional-gewerblichen Fahrten sind Leerfahrten, sagt Projektreferent René Kack. Das Vorteil ist,
Speaker 4: dass hier ja Unternehmen im Kreis für andere Unternehmen was mitnehmen. Das heißt, ein Unternehmen spart sich Fahrten, spart sich Zeit, somit Geld und wir tun auch der Umwelt
Speaker 2: was Gutes. Die Apothekenfahrt von Christine Wagner, eine klimafreundliche Alternative zum Paketdienst. Alle profitieren, die Kosten werden aufgeteilt.
Speaker 3: Guten Tag. Danke schön.
Speaker 2: Doch was hier auf den Straßen im Odenwald an CO2-Emissionen eingespart wird, wird auf der anderen Seite rausgeblasen. Damit die KI-Plattform überhaupt funktioniert, braucht es Rechenzentren. Die sind sehr energieintensiv und das ist gar nicht gut für die Klimabilanz. Die meisten Rechenzentren und Cloud-Dienste in Deutschland gibt es im Rhein-Main-Gebiet. Hier sind es 118 Rechenzentren und elf Cloud-Dienste. Mit deutlichem Abstand folgen Berlin, Hamburg und München. Der Energiebedarf der Rechenzentren in Deutschland hat sich seit 2010 nahezu verdoppelt. 2024 lag der Verbrauch bei knapp 20 Milliarden Kilowattstunden. Das entspricht 0,69 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland. Bis 2030 könnte der Bedarf auf bis zu 37 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr steigen. Gründe dafür immer mehr Cloud-Dienste, eine wachsende IT- Infrastruktur und mehr fortschrittliche generative KI. Generative KI, Chat-GPT zum Beispiel, erstellt selbst Texte, Videos oder Bilder. Für diese komplizierte Rechenleistung brauchen KI- Anwendungen zehnmal so viel Strom wie eine gewöhnliche Google-Suche. Doch gibt es überhaupt genug grünen Strom aus Sonnen- oder Windkraft, um den weltweit steigenden Bedarf an generativer KI zu decken? Nein, sagt Informatiker Ralf Herbrech. Ich sehe unheimliches Potenzial,
Speaker 5: es als ein Werkzeug in unserem täglichen Leben zu haben, im Berufsleben, im Privaten. Aber ich sehe wirklich die Gefahr, dass dieses Werkzeug nur exklusiv für wenige zur Verfügung steht, wenn es so energieineffizient bleibt, wie es jetzt ist. Und ich glaube, die Gesellschaft profitiert, wir als Gesellschaft profitieren grundsätzlich sehr davon, wenn die meisten, alle Mitglieder der Gesellschaft, Zugang zu haben. Und das wird mit der momentanen
Speaker 2: Energiebilanz nicht möglich sein. Herbrech forscht daran, dass generative KI in Zukunft weniger energieintensive Systeme benötigt. Doch es gibt dann noch ein weiteres Problem mit Blick auf die Energiebilanz künstlicher Intelligenz. Der Strom, der in Rechenzentren verwendet wird, wird in Wärme umgewandelt. Die muss raus aus dem Rechenzentrum und verpufft. Wie das, was hier verpufft, sinnvoller genutzt werden kann, sieht man hier. In Frankfurt am Main entsteht das neue Wohnquartier Frankie. Die Abwärme des benachbarten Rechenzentrums soll helfen, die rund 1.300 Wohnungen mit warmem Wasser und Wärme zu versorgen.
Speaker 6: Ja, das sind die Leitungen, die vom Rechenzentrum kommen. Die sind leider noch nicht ganz fertig. Das müssen wir noch fertig machen. Die müssen noch angeschlossen werden. Die müssen jetzt an die Wärmepumpe rangezogen werden, die Rohrleitung. An das, genau. Bauleiter Heiko Kornertz erklärt,
Speaker 2: mit der Abwärme allein können die Wohnungen aktuell noch nicht versorgt werden. Die Temperatur der Abwärme ist zu niedrig, muss erst von 30 auf 70 Grad erhitzt werden. Dafür braucht es die Wärmepumpe als Hilfsmittel. Ein komplizierter Energiemix, da auch Fernwärme noch eine Rolle spielt. Und dennoch, für Wohnentwickler Ralf Werner gibt es aktuell keine bessere Alternative.
Speaker 7: Die Energie wird produziert, die ist da, die ist bezahlt und man sollte sie so häufig wie möglich nutzen. Und wenn das Ganze dann noch so strukturiert wird, dass die Wärmequelle des Rechenzentrums auch nachhaltig ist, dann ist natürlich, das wäre das Ziel, was wir am Final erreichen wollen. Aber es ist mit Sicherheit der kostengünstigste und auch nachhaltigste Weg,
Speaker 2: um die Energiewende umzusetzen. Rein rechnerisch könnte der gesamte Wärmebedarf von Privathaushalten und Bürogebäuden in Frankfurt am Main durch Abwärme der vorhandenen Rechenzentren gedeckt werden. Für dieses eine Wohnquartier reichen 0,2 Prozent der Abwärme. Der Rest verpufft weiter ungenutzt. Zurück im Odenwald. Christine Walter hat es heute schon geschafft, auf ihrer Tour CO2-Emission einzusparen. Die KI-gestützte Logistikplattform, ein innovatives Projekt, gefördert vom Land Hessen, hat ihr dabei geholfen. Auch wenn deren Stromhunger in Zukunft noch deutlich kleiner werden muss, Medikamente und Nudeln haben dennoch ihr Ziel erreicht. Wir steigen noch mal tiefer
Speaker 1: ins Thema KI und Nachhaltigkeit ein mit Dr. Friederike Rohde. Sie ist Techniksoziologin am Berlin Ethics Lab an der TU Berlin. Hallo Frau Rohde. Nachhaltige KI, kann es die aus
Speaker 8: ihrer Sicht überhaupt geben? Also ich glaube nicht, dass es eine nachhaltige KI geben kann innerhalb von nicht nachhaltigen digitalen Infrastrukturen. Wir haben es ja auch gerade in dem Film schon gesehen. Die Problematik, die wir haben, ist eben tatsächlich, dass wir steigende Strombedarfe haben, dass die Energieverbräuche der Rechenzentren ansteigen, dass tatsächlich auch immer mehr Rechenzentren gebaut werden. Und wenn diese Entwicklung sich eben so fortsetzt, dann wird es sehr schwierig mit der Nachhaltigkeit, weil diese steigenden Energiebedarfe, die können wir uns einfach aufgrund der Klimaziele nicht leisten, denn wir sind darauf angewiesen, wirklich die Energieverbräuche absolut zu reduzieren. Und hinzu kommt eben auch, dass das global sehr ungleich verteilt sind. Also wir entwickeln viele dieser Technologien im globalen Norden, während eben sowohl die Materialien, die Ressourcen als auch der Elektroschrott dann eben im globalen Süden landen. Und das ist ein riesengroßes Verteilungsproblem, wo wir auch noch sehr weit davon entfernt sind, das zu lösen. Jetzt gibt es ja Hochrechnungen
Speaker 1: verbraucht künstliche Intelligenz mehr Ressourcen, als sie einsparen kann. Warum sind diese Werte
Speaker 8: mit Vorsicht zu betrachten? Ja, also wir haben natürlich in dem Film gesehen, es gibt ganz klare Beispiele, wo es ganz offensichtlich ist, dass damit Einsparungen erzielt werden können. Wenn wir weniger Leerfahrten haben, wenn wir damit tatsächlich Wege einsparen unter der Voraussetzung, dass diese Technologie dann auch wirklich breit genutzt wird, können wir natürlich auch tatsächliche Einsparungen erzielen. Die Problematik ist erstens, dass es sich häufig um Prognosen handelt. Also es sind tatsächlich nicht errechnete oder gemessene Werte, sondern es sind eben Prognosen von potenziell möglichen Einsparungen. Das ist die eine Problematik. Die andere Problematik ist, dass Studien eben zeigen, dass es auch sehr unterschiedlich ist, je nachdem wie die bestehende Infrastruktur und die bestehende technologische Ausstattung überhaupt schon ist.
Speaker 1: Wie könnte man insgesamt die Entwicklung und auch den Einsatz von KI denn noch mehr in Richtung
Speaker 8: Nachhaltigkeit lenken? Also ich glaube, zunächst einmal muss man festhalten, es ist eine ressourcenintensive Technologie. Also wir werden nicht darum kommen, uns auch Gedanken darüber zu machen, in welchen Bereichen wollen wir sie denn eigentlich wirklich anwenden. Also wollen wir wirklich jetzt für alles KI-Systeme nutzen oder versuchen wir eben wirklich uns auf diese Anwendungen zu konzentrieren, die eben wirklich einen Nutzen für das Gemeinwohl haben oder eben beispielsweise einen Nutzen für Umwelt- und Klimaschutz haben? Ich glaube, das ist ein erster wichtiger Schritt, tatsächlich sich anzugucken, was sind wirklich die Bereiche, in denen wir diese Technologien wirklich nutzen wollen. Dann wurden viele Dinge ja auch schon genannt. Also natürlich müssen wir diese digitalen Infrastrukturen nachhaltiger gestalten. Sei es erneuerbare Energien, Abwärmenutzung, aber auch die ganze Frage des Wasserverbrauchs. Wir haben wirklich steigende Wasserverbräuche. Auch hier müssen wir zu Lösungen kommen. Sagt Friederike Rohde
Speaker 1: vom Berlin Ethics Lab. Vielen Dank für das Gespräch. Eine ganz konkrete Chance, KI fürs Klima einzusetzen, gibt es bei den Klimamodellen. So ein Klimamodell, das ist ja im Prinzip eine simulierte Erde, mit der wir experimentieren können. Genau das ist aber ganz schön komplex und auch rechenintensiv. Künstliche Intelligenz könnte helfen, die Prozesse zu beschleunigen. Wie lässt
Speaker 9: sich durch künstliche Intelligenz Klimamodellierung verbessern? Klimamodelle sind sehr aufwendige Computerprogramme, die auf Großrechnern laufen und die Entwicklung des globalen Klimas für die nächsten Jahrzehnte simulieren. Hierbei gibt es kleinräumige Prozesse, wie beispielsweise die Wolkenbildung oder auch die Verteilung des stratosphärischen Ozons, die im Modell gar nicht richtig erfasst werden können. Hier kommt künstliche Intelligenz zum Einsatz. Sie erlernt quasi den Zusammenhang, ohne ihn wirklich physikalisch zu verstehen, kann ihn aber dann sehr effektiv darbilden. Das kann man an diesem Beispiel sehen. Hier ist die Temperaturverteilung in der höheren Atmosphäre zu sehen. Es wird wieder Wärme oberhalb von 20 Kilometern, weil dort das Ozon Sonnenwärme absorbiert. Der genaue physikalische Zusammenhang ist sehr komplex. Durch maschinelles Lernen wird das aber quasi erlernt, ohne es wirklich zu verstehen. Man kann es aber sehr effektiv simulieren und somit sehr viel Rechenzeit sparen in den Modellen. Sehr effektiv ist auch folgender Ansatz. Eine künstliche Intelligenz kann ein einzelnes Klimasystem sozusagen emulieren. Es lernt, so ähnliche Ergebnisse zu produzieren, ohne die Physik zu verstehen. Nur etwa eine Million Mal schneller. Dadurch kann man unterschiedliche Emissionsszenarien sehr schnell durchspielen und für die Zukunft verschiedene Entwicklungen abschätzen, um dabei aber sehr viel Rechenzeit zu sparen, die sonst viele Monate in Anspruch nehmen würde. Hier kann künstliche Intelligenz sehr hilfreich sein. Das sind Entwicklungen, die aufzeigen, was auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch alles möglich sein wird. Man darf gespannt sein, wie es hier
Speaker 1: weitergeht. Klimakrise, politische Unsicherheiten, Kriege. Es ist viel los in der Welt und einiges davon erleben wir durch Medien und auch Social Media ganz intensiv mit. Das kann zu viel werden. So ging es zum Beispiel Schauspielerin Feline Rogan. Der Klimawandel und das Gefühl, dem ausgeliefert zu sein, das hat sie psychisch fertig gemacht. Doch sie hat einen Weg gefunden, mit diesen Gefühlen umzugehen und aktiv zu werden. Fünf Jahre ist es her, dass die Schauspielerin
Speaker 10: Feline Rogan eine schwere Krise erlebt hat, sich ihr Blick auf die Welt verändert. 2019 fing es,
Speaker 11: glaube ich, so im Sommer an und da habe ich viel gelesen über die Klimakrise. Und umso mehr ich gelesen habe, umso mehr Panik habe ich gekriegt. Ich habe eine kleine Tochter, die war damals zwei und ich habe richtig Angst und Panik gekriegt so, dass ich Atemprobleme gekriegt habe. Ich war blockiert. Ich konnte nicht mehr viel an anderes denken. Die gebürtige Hamburgerin geht auf
Speaker 10: Klima-Demos, versucht viel Fahrrad und Bahn zu fahren, saisonal zu essen. Doch das Gefühl
Speaker 11: von Machtlosigkeit bleibt. Ich bin in so eine Art Ohnmacht reingefallen und wusste erst mal überhaupt nicht, wie ich damit umgehen soll. Damit ist sie nicht alleine. Klimakrise, Aufstieg der
Speaker 10: Populisten, Schlagzeilen, die Angst machen, eine emotionale Überreizung. Die Häufung von großen
Speaker 12: Ereignissen, das gefühlt mehr. Also auch vor allem in Zeiten von Social Media, wenn du auch immer
Speaker 13: schneller an Informationen rankommst. Ich versuche halt da eine gewisse Distanz zuzuhalten. Das ist mich persönlich, wenn es mich persönlich nicht betrifft. Man macht sich schon hin und wieder
Speaker 10: Gedanken, ja. Aber selber ist man machtlos, das zu ändern. Dieses Empfinden kann zu Resignation führen. Laut einer Studie fühlen sich 59 Prozent von den aktuellen Krisen überfordert. 68 Prozent ziehen sich als Reaktion immer mehr zurück. So ein Rückzug ins Private ist ja auch ein Stück weit
Speaker 14: eine Leugnung von Krisen. Und so eine Verdrängung oder das Leugnen von Krisen, das ist eben etwas, was sehr viel psychische Kraft braucht. Das kann man sich ein bisschen vorstellen, wie wenn man im Schwimmbad ist und so einen großen Ball dabei hat und den die ganze Zeit unter Wasser drücken muss. Also wir haben sozusagen ständig so einen psychischen Kraftaufwand, das irgendwie unten zu halten, uns damit nicht zu beschäftigen. Das heißt, es zieht Ressourcen. Die Psychotherapeutin beschäftigt
Speaker 10: sich mit dem gesellschaftlichen Umgang mit Krisen. Sie rät dazu, aktiv zu werden.
Speaker 14: Kollektives Wirksamkeitserleben, um mit anderen zusammen an den größeren Veränderungshebeln zu arbeiten. Wir brauchen gleichzeitig eben auch die Selbstfürsorge, die Lebensfreude, also uns auch zu erlauben, zwischendurch eine Pause zu machen, die Krisen Krisen sein zu lassen.
Speaker 10: 2020 beschließt Feline Roggan mit weiteren Kollegen in der Filmbranche, sich zu engagieren. Sie handeln ökologische Mindeststandards aus, die seit vergangenem Jahr geltend sind für alle öffentlich geförderten Kino- und TV-Produktionen mit konkreten Folgen.
Speaker 11: Zum Beispiel war es am Anfang gar nicht möglich, so viele E-Autos zu leihen, wie man benötigen würde für alle Filmproduktionen. Aber jetzt durch das Gesetz wissen die Autoverleiher, dass die ganze deutsche Filmbranche E-Autos braucht. Dadurch haben die anders investiert und jetzt ist es möglich. Da sieht man, was für einen Hebel diese Gesetze dann haben. Das Gefühl, handlungsfähig zu sein, hat der 43-Jährigen geholfen. Meine Panik ist komischerweise weg, obwohl sich ja die Zustände der Welt verschlimmert haben. Aber ich habe so viele Menschen kennengelernt, die so viele gute Dinge machen und anschieben. Die Sorgen sind nicht weg, aber ich habe Mittel gefunden, um die in etwas Positives zu kanalisieren.
Speaker 1: Wir wollen uns noch mal genauer anschauen, warum gerade der Klimawandel vielen psychisch so sehr zusetzt. Gemeinsam mit Dorothea Metzen. Sie ist Psychologin an der TU Dortmund und beschäftigt sich dort mit dem Zusammenhang Klimakrise und psychische Gesundheit. Hallo Frau Metzen. Guten Tag. Frau Metzen, Sie arbeiten vor allem zu den Schwerpunkten Ökoangst, Öko-Trauer. Es gibt Leute, die finden alleine diese Begriffe übertrieben. Wie sehen Sie das? Ich glaube,
Speaker 15: übertrieben kann man die Begriffe auf jeden Fall nicht nennen. Wenn wir in unseren Umfragen uns anschauen, wie breit die verbreitet sind, dann sieht man, dass sowohl Klimaangst als auch Klimatrauer in der Bevölkerung weit verbreitet sind und zwar auch in allen Altersgruppen. Das
Speaker 1: heißt, es ist durchaus ein ernstzunehmendes Thema. Krisen gab es ja schon immer. Jede Generation hat so ein bisschen ihre eigenen. Warum ist die Verzweiflung angesichts der Klimakrise jetzt aktuell so groß? Sind wir weniger belastbar als die Generationen vor uns? Ich glaube,
Speaker 15: das liegt vor allem an zwei Gründen. Den ersten Grund haben wir schon im Film gesehen. Die Polikrise, also dass einfach momentan sehr viele Sachen auf einmal passieren, sehr viele Krisen. Und die zweite Krise oder der zweite Grund, warum die Klimakrise sich von anderen Krisen unterscheidet, ist, weil sie unumkehrbare Folgen hat. Wenn wir das zum Beispiel vergleichen mit einer Finanzkrise, die natürlich kurzfristig viele Komplikationen da bietet, sich aber irgendwann wieder beruhigt, haben wir bei der Klimakrise Dinge, die einfach unumkehrbar sind. Wenn die Polkappen einmal geschmolzen sind, dann werden die nicht wieder einfrieren und der Anstieg der Meeresspiegel ist
Speaker 1: dann nicht mehr aufzuhalten. Wenn es um Gefühle oder auch psychisches Befinden geht, dann ist die Reaktion auch heute noch oft, das ist nicht so wichtig, stell dich nicht so an. Warum sollten
Speaker 15: wir das trotzdem ernst nehmen? Also wir sollten es zum einen natürlich ernst nehmen, weil die Klimakrise unsere Lebensgrundlagen bedroht. Und was das Thema Gefühle angeht, unsere Emotionen sind ein extrem wichtiger Faktor, was unsere Entscheidungsfehlung angeht. Man denkt häufig, dass der Homo sapiens, also die Menschen, aus Vernunft handeln, aber wenn man da psychologisch reingeht, dann sehen wir, dass die Emotionen immer schon ein sehr wichtiger Treiber unserer Entscheidungen waren. Und das ist auch gut so, denn unsere Emotionen haben sich entwickelt, um uns vor Gefahren zu schützen. Und daher ist es auch wichtig, sich mit diesen Emotionen auseinanderzusetzen, auch wenn es in der Klimakrise manchmal schwierig sein kann, sich mit den Emotionen auseinanderzusetzen, weil wir natürlich nicht nur mit Angst und Trauer konfrontiert sind, sondern auch mit der Schuld und der Scham, die mit der Klimakrise einhergeht.
Speaker 1: Was kann ich denn aktiv machen? Also was hilft mir?
Speaker 15: Eine Sache, die vor allem hilft, ist, sich mit anderen auszutauschen. Wir haben oft das Gefühl, dass wir mit unseren Gefühlen zur Klimakrise alleine sind und dass andere das Thema nicht so ernst nehmen. Aber häufig wird unterschätzt, wie sehr das Thema auch andere Leute beschäftigt. Deswegen wäre das Beste, was man erst mal machen kann, sich mit Leuten darüber auszutauschen und ehrlich über die eigenen Gefühle zu sein. Wenn das im eigenen Umkreis mit der Familie oder den Freunden nicht möglich ist, weil da einfach der Support nicht da ist, dann gibt es dafür auch Angebote. Es gibt zum Beispiel Konzepte wie Klimacafés, die wirklich ausdrücklich dafür gemacht sind, um über Gefühle und Klimagefühle zu sprechen. Die gibt es sowohl lokal als auch online. Aber wenn es die nicht in der lokalen Nähe gibt, dann gibt es auch immer überall klima- oder umweltengagierte Gruppen im Nachbarschaftsverein, bei Fridays for Future, bei anderen For-Future-Gruppen. Das würde ich auf jeden Fall empfehlen.
Speaker 1: Manchen Menschen setzen diese Gefühle ja auch noch mehr zu. Woran merke ich das und was tue ich dann?
Speaker 15: Genau, wenn die Gefühle irgendwann so bedrückend und so umfänglich sind, dass sie mich in meinem Lebensalltag einschränken, wenn ich zum Beispiel nicht mehr richtig schlafen kann, wenn ich in meiner Arbeit eingeschränkt bin, dann gibt es auch dafür Unterstützungsangebote. Dann ist vielleicht der alleinige Austausch nicht mehr ausreichend. Da kann man sich zum Beispiel anstellen wie die Psychologists of Future, die da explizite Beratungsangebote haben und einen auch weitervermitteln können. Und auch das würde ich auf jeden Fall in Anspruch nehmen, wenn man das Gefühl hat, okay, es reicht nicht aus, mich in einer Gruppe zu engagieren. Ich brauche da noch
Speaker 1: mehr Unterstützung. Sagt die Psychologin Dr. Dorothea Metzen. Vielen Dank für die Einordnung. Urlaub machen in Schweden, das wird mit steigenden Temperaturen durch den Klimawandel für viele Mitteleuropäerinnen und Europäer immer attraktiver. Doch auch an Schweden geht die Klimakrise nicht spurlos vorbei. Das zeigt das schwedische Nationaltier, der Elch. Er fühlt sich gerade im Süden des Landes zunehmend unwohler. Um rund ein Drittel ist die Elchpopulation in den letzten zehn Jahren
Speaker 16: dort zurückgegangen. Der Elch, Schwedens Symboltier und Liebling vieler Urlauber. In diesem Elchpark in Vimmerby gehen Touristen auf Safari, um das majestätische Tier zu sehen. Betreiber Jon Seberg erklärt, wie sie die Elche sogar füttern können. Haltet die
Speaker 17: Kartoffel so zwischen diesen beiden Fingern, dann kann der Elch sie essen. Seid ihr bereit
Speaker 16: für die Elchsafari? Dann los. Die Begegnung mit den Elchen, für viele ein Highlight des Urlaubs. Die achtjährige Anouk traut sich was. Ihre Familie ist extra aus Berlin angereist.
Speaker 18: Nierende Tiere sind und die sind auch ganz süß, die können nicht beißen und die Hörner finde ich auch schön.
Speaker 16: Hier im Elchpark kommt die Familie dem König der Wälder ganz nah, fast zum Knutschen nah. In der freien Natur stehen die Chancen dafür in Südschweden immer schlechter. Denn hier gibt es immer weniger Tiere. Eine Gefahr für die Elche, der Klimawandel. Der letzte Sommer war zum Beispiel
Speaker 17: sehr heiß. Viele Pflanzen sind sehr schnell gewachsen. Das bedeutet, dass ihr Nährwert schlechter war. Wenn das so ist, müssen die Elche viel mehr fressen. Es gibt nur nicht mehr Futter.
Speaker 16: Die Folgen? Weniger Winterspeck, mehr Krankheiten. Schwächere Kühe und kleinere Kälber. In ganz Schweden gibt es schätzungsweise rund 200.000 Elche. Für die einen schützenswerte Wesen, für andere eine Plage. Denn vor allem in Monokulturen knabbern die Tiere Bäume kaputt, sagt Waldbesitzer Linus Thomas. Er hat deutsche Eltern. Hier ist ein alter Schaden. Hier hat die
Speaker 19: Elchkuh ganz einfach den Baum abgeknickt, damit das Kalb ans Essen kommt. Für die Forstindustrie
Speaker 16: sind die Schäden ein Problem. Deswegen setzt die sich für eine intensive Jagd der Elche ein. Rund 60.000 Tiere waren in diesem Jahr in Schweden zum Abschuss frei. Elias Tourisson jagt Elche, seit er denken kann. Jedes Jahr im Herbst streift er mit Hündin Grü auf der Suche nach Elchen durch den Wald. In dieser Saison darf sein Jagdclub sechs Tiere töten. Weniger als
Speaker 17: früher und das hat einen Grund. Hier bei uns gibt es nur noch halb so viele Elche wie vor zehn, 15 Jahren. In manchen Gebieten ist die Population so niedrig, dass dort gar nicht mehr gejagt wird.
Speaker 16: Grü hat heute den wichtigsten Job. Sie soll die Elche aufspüren.
Speaker 17: Elche bekommen schon bei 14 Grad im Sommer Hitzestress. Und da wir hier ein immer wärmeres Klima bekommen, wird es für die Elche schwerer werden.
Speaker 16: In Wimmerby ist die Elchsafari vorbei. Jon Seberg bereitet schon die Snacks für die nächste Tour vor. Denn seine Elche lieben Kartoffeln. Für mich ist der Elch ein magisches
Speaker 17: Tier, genau wie ein Einhorn. Er ist einzigartig. Ich fand Elche schon cool, bevor ich mit ihnen gearbeitet habe. Aber jetzt finde ich sie noch toller. Sie haben so viel Persönlichkeit.
Speaker 16: Jon hofft, dass Parks wie seiner nicht die einzigen Orte sein werden, an denen man in Zukunft in Südschweden noch Elche sehen kann. Sicher ist das aber nicht. Starkregen,
Speaker 1: Rekordniederschläge, Hochwasser. Wir erleben seit Jahren, dass solche Extremwetterereignisse durch den Klimawandel zunehmen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, es kommt z.B. deutlich mehr Regen auf einmal runter. Die maximale Niederschlagsmenge hat sich klimawandelbedingt um bis zu 19 Prozent erhöht. Gleichzeitig passiert das öfter. Starkregenfälle in Westeuropa sind durch den Klimawandel um das bis zu neunfache wahrscheinlicher geworden. Es ist also klar, dass wir reagieren müssen. Mit Vorsorge,
Speaker 20: aber auch indem wir uns anpassen. Die aktuelle Baustelle von Wasserbauingenieurin Lara Edzards ist zwölfeinhalb Kilometer lang. Auf dieser Länge wird der Ems-Jade-Kanal verstärkt, wie hier bei Diekhausen im Landkreis Friesland. Technischer Hochwasserschutz nennt sich das.
Speaker 21: Die Dämme, so wie sie hier jetzt im Bestand sind, sind vor über 100 Jahren aus dem anstehenden Boden hergestellt worden. Der entspricht in keiner Weise mehr den heutigen bodenmechanischen Anforderungen.
Speaker 20: Weil immer mehr Flächen versiegelt werden und es immer häufiger zu Starkregen kommt, steigen die Wasserstände. Die alten Dämme sind für diese Wasserstände zu niedrig.
Speaker 21: Außerdem werden die Deiche und Dämme durchsickert durch hohe Wasserstände. Das bedeutet es für zur Ausspülung und eventuell auch zum Versagen der Dämme. Während Lara Edzards vom Landesbetrieb
Speaker 20: für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, Flüsse und Kanäle für künftige Hochwasserstände rüstet, behält ein Kollege das Binnenland im Blick. Tobias Drückler vom Hochwasserkompetenzzentrum
Speaker 22: in Verden sagt, Überflutungen sind nahezu überall möglich. Am 25.05.2024 sind hier 23 Millimeter, das sind pro Quadratmeter zwei 10-Liter-Eimer Wasser, auf den Quadratmeter runtergegangen und die Unterführung war hüfthoch mit Wasser voll. Einzelne Starkregenereignisse lassen sich nicht
Speaker 20: exakt vorhersagen. Als gesichert gilt allerdings, Extremwetterereignisse werden in Zukunft häufiger auftreten. Am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven arbeitet Klimaforscher Thomas Jung mit Computermodellen. Hochleistungsrechner erlauben Voraussagen, wie sich in einem wärmeren Klima Extremwetterereignisse verändern. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Jetstream. Ein Band starker Winde, ungefähr in der Höhe, in der Flugzeuge fliegen. Im Prinzip kann man sagen,
Speaker 23: dass der Jetstream für alle Arten von Extremereignissen bei uns in Deutschland, aber auch in Europa und bei der Nordhemisphäre verantwortlich ist. Sei es extreme Windstürme, sei es Hitzewellen
Speaker 20: oder Starkniederschlagereignisse. Je nachdem, wie sich der Jetstream in der Atmosphäre bewegt,
Speaker 23: verändert er unser Wetter. Hier sehen wir mal so eine zeitliche Entwicklung vom Jetstream. Also da sieht man, je dunkler die Farbe ist, umso stärker sind die Winde. Und hier sieht man jetzt dieses Auf und Ab im Jetstream, das Wellenförmige. Wenn das so nach unten geht, in der Regel, dann sind das Tiefdruckgebiete und die dann in der Regel auch relativ stationär sind. Und da gibt es dann eben ganz viel Starkniederschlag. Der Effekt des Jetstream auf unser Wetter wird
Speaker 20: dadurch verstärkt, dass sich das Klima erwärmt. Warme Luft kann mehr Wasserdampf speichern. Das
Speaker 23: heißt, wenn die Luft aufsteigt in Tiefdruckgebieten, es wird kälter, fängt an zu kondensieren und aus dem Wasserdampf wird Regen, der runterfällt. Dann ist einfach mehr Wasserdampf da, um mehr Regen zu produzieren. Unter anderem auch dieses Weihnachtshochwasser, das wir im letzten Jahr
Speaker 20: hatten. Klimaforscher Thomas Jung rät zu zwei Dingen. Wir sollten möglichst klimaschädliche Gase vermeiden und uns an Extremwetterlagen anpassen. Und mit den Arbeiten am Ems-Jade-Kanal in Diekhausen in Friesland passiert genau das. Und das war es für diese Woche von der
Speaker 1: Klimazeit. Mehr von uns gibt es in der ARD-Mediathek oder auf YouTube. Vielen Dank fürs Zuschauen. Untertitel der Amara.org-Community
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